Trainer-raus-Rufe nach erster Heimpleite des OFC

17. September 2022, 16:50 Uhr

Jayson Breitenbach (links) traf zwar zur Führung, doch der OFC unterlag trotzdem. © Oliver Müller

Die Offenbacher Kickers haben in der Regionalliga Südwest den Kontakt zur Spitze verloren. Nach der 1:2 (0:0)-Heimniederlage gegen den Tabellenzweiten FC Homburg beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter SSV Ulm elf Punkte.

Obwohl Trainer Alexander Schmidt nach etlichen Experimenten, die großes Erstaunen bis heftige Kritik hervorgerufen haben, gegen Homburg eine Startformation und Grundaufstellung wählte, die im größtenteils frustrierten und verärgerten Anhang konsensfähig sein dürfte, erlitt der OFC verdientermaßen die erste Heimniederlage.

Mit den gelernten Stürmern Knöll und Hosiner, den vermeintlich starken Flügeln Garcia und Lemmer, den erfahrenen Derflinger und Jopek im Zentrum vor einer Vierer-Abwehrkette, die nur in Lichtblick Onangolo von jener abwich, die in der vergangenen Saison noch die beste der Liga war, bot Schmidt so ziemlich das nominell beste Personal auf, das die Kickers heuer zu bieten haben. Bezahlt machte sich Schmidts Auswahl auch diesmal nicht. Sehr bemüht und einsatzfreudig, aber unübersehbar verunsichert und nachgerade fahrlässig fehlerhaft musste der OFC nach einer Reihe von guten bis sehr guten Homburger Einschussmöglichkeiten (11., 12. 13., 29., 32.) froh sein, nicht früh deutlich hinten zu liegen. Für eine Auswechslung noch in der ersten Halbzeit bewarb sich vor allem Garcia, der den linken Flügel früh verlassen hatte und sich im offensiven Mittelfeld etliche Ballverluste und Fehlpässe erlaubte. Schmidt, bislang ein Freund früher Wechsel, versäumte es, beizeiten Saric für Garcia zu bringen und so dem als Spielmacher verpflichteten, aber zuletzt als Außenverteidiger eingesetzten Ex-Wuppertaler eine Chance auf der angestammten Position zu geben. Es dauerte bis zur 70. Spielminute, ehe Schmidt diesen überfälligen Wechsel vollzog. Wie es um das Zutrauen der Offenbacher insbesondere im gegnerischen Strafraum bestellt ist, bewies einmal mehr Knöll, der seiner Vita zufolge für die vierte Liga deutlich überqualifiziert sein müsste: Herrlich freigespielt von Lemmer, tauchte der Ex-Bundesligastürmer frei vor dem Kasten auf, legte sich jedoch umständlich den Ball vom linken auf den rechten Fuß und kam nicht einmal zum Abschluss (5.). Von Lemmers Geistesblitz abgesehen, blieb das Spiel in die Spitze erneut das größte Kickers-Manko: Außenverteidiger Marcos etwa brachte im Spielverlauf von zwölf langen Bällen keinen einzigen zum eigenen Mann.

Auch nach dem Seitenwechsel beschworen Homburgs Umschaltspiel und Handlungsschnelligkeit größere Gefahr herauf als die Bemühungen des OFC. Gleich dreimal verhinderte Torwart Richter (51., 51., 69.) einen Rückstand. Die Kickers, wenn auch nun vermehrt im Vorwärtsgang, hingegen weiter umständlich und verzagt: Derflingers Schuss wurde abgeblockt (65.), Knöll und Hosiner behinderten sich gegenseitig (68.). Mit den Einwechslungen von Saric und Hermes (70.) kam Schwung ins Offenbacher Spiel. Hermes tankte sich an der rechten Torauslinie energisch durch, passte scharf nach innen, wo Innenverteidiger Breitenbach den Ball zum 1:0 über die Linie drückte (73.). Nachhaltige Sicherheit verlieh die Führung nicht. Bezeichnend für die psychische Verfassung der Kickers, dass dann ausgerechnet zwei Spieler die Niederlage verschuldeten, die in der vergangenen Saison noch zu den zuverlässigsten Kräften zählten. Abwehrchef Sebastian Zieleniecki schätzte einen harmlosen Freistoß falsch ein, das dadurch entstandene Missverständnis mit Torwart Richter nutzte Ndonga aus kurzer Distanz zum 1:1 (83.). Das 1:2 ging maßgeblich auf die Kappe von Jayson Breitenbach. Kurz vor der gegnerischen Eckfahne zu Boden gegangen, wartete der Abwehrspieler vergeblich auf einen Pfiff des Schiedsrichters. Homburg konterte, Breitenbach eilte zurück – und verpasste es gleich zweimal, erst vor und dann im Strafraum, die Situation zu bereinigen. Einen scharfen Flachschuss konnte Richter noch parieren, den nach vorne abgeprallten Ball staubte geistesgegenwärtig Gösweiner zum Sieg der Gäste ab (86.). „Ich habe ein Spiel auf Augenhöhe gesehen. Das ist eine extrem bittere Niederlage, die Mannschaft ist sehr geknickt“, sagte Schmidt, der die Trainer-raus-Rufe nach dem Spiel so kommentierte: „Schön ist das nicht!“

Kickers Offenbach: Richter; Okitasombo, Zieleniecki, Garcia (70. Saric), Knöll (70. Hermes), Hosiner, Derflinger (76. Albrecht), Lemmer, Jopek (89. Zitzelsberger), Breitenbach, Marcos. FC Homburg: Salfeld; Ndonga, Stegerer, Gösweiner, Mendler, Perdedaj, Schuck, Eisele, Steinmetz, Ristl, Heilig. Schiedsrichter: Timo Lämmle (Spvgg Rommelshausen). Zuschauer: 5499. Tore: 1:0 Jayson Breitenbach (73.), 1:1 Jose-Junior Ndonga (82.), 1:2 Thomas Gösweiner (84.).

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