Geburtsstunde der Trikotwerbung

22. September 2022, 16:34 Uhr

Der dritte und letzte Auftritt im CAT-Trikot von Wormatia im Jahr 1967. © wormatia.de

„Der (Alp-)Traum, daß bald ein Werbe-Kicker für Kaugummi gegen einen Reklame-Torwart für Zahnprotesen zum Elfmeterduell antritt, ist damit ausgeträumt. Das Verbot war zu erwarten. Wormatia Worms wird keine Nachfolger haben“, schrieb die „Bild“ am 6. September 1967 und wurde eines Besseren belehrt.

Weiland war der heutige Regionalligist Wormatia Worms, der gegen Kickers Offenbach siegte, Pionier, schloss wenige Wochen zuvor einen Deal mit dem amerikanischen Baumaschinenhersteller Caterpillar. 5000 Mark, zusätzliche Erfolgsprämien, drei Trikotsätze und Trainingsanzüge waren im Werbepaket enthalten. Die Partnerschaft währte drei Wochen. Vorher gab es vom DFB keine Reglungen hinsichtlich Trikotwerbung, jetzt verbot er diese explizit. Nur noch Vereinsname, Nummer und Logo durften die Trikots zieren.

Dass Wormatia Worms einen neuen Weg bestritt und als erstes deutsches Fußballteam am 20. August 1967 mit Werbung auf den Trikots auflief, hatte finanzielle Gründe: 1963 nicht in die neugegründete Bundesliga aufgenommen, kämpfte der Club aus Rheinland-Pfalz mit geringem Etat, musste diesen ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Ticketeinnahmen bestreiten, da die Stadt Worms als Eigentümer des Stadions Bandenwerbung wegen der Beeinträchtigung der Schönheit des Stadions verbot.

Bundesweites Medienecho und regelrechte Schreckensszenarien nach Trikotwerbung

Der erste Auftritt in den „CAT-Trikots“ rief ein bundesweites Medienecho hervor und malte regelrechte Schreckensszenarien aus. So schrieb die „Welt“: „Man bedenke, welche Möglichkeiten sich da erst den Bundesligavereinen eröffnen […]! 1860 München könnte sinnigerweise im Löwenbräudreß antreten und der VfB Stuttgart könnte sich von einem guten Stern auf die Siegerstraße führen lassen. Aber das alles wäre nur der Anfang. Eines Tages würde eine Firma einen ganzen Verein mit Haut und Haaren besitzen und sich vom Verband überhaupt keine Vorschriften mehr machen lassen.“ (Lest hier: Barockstadts Dominik Rummel vor dem Duell mit Worms)

Fünf Jahre herrschte anschließend Ruhe, bevor Günther Mast in die Trickkiste griff. Der Chef von „Jägermeister“ bot Eintracht Braunschweig 100.000 Mark, damit die Eintracht das Vereinswappen austauschte: Statt Löwe trug die Eintracht nun den Jägermeister-Hirsch. Später gab der Bundesgerichtshof Mast Recht und erlaubte Trikotwerbung. Ende der 70er-Jahre trugen alle Bundesligisten wie Eintracht Frankfurt Werbung auf der Brust, erst 1987 tauschte Eintracht Braunschweig das Vereinslogo wieder aus.

Und Wormatia Worms? Wurde in der Saison 67/68 Zwölfter in der damalig zweitklassigen Regionalliga und verschenkte die legendären CAT-Trikots an die Hockey-Abteilung. Pioniere bleiben die Rheinland-Pfälzer aber bis heute.

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