Die Offenbacher Kickers verkürzten den Abstand auf den Spitzenreiter SSV Ulm auf sechs Punkte und verschafften seinem neuen Trainer Ersan Parlatan bei dessen Heimpremiere einen Traumeinstand. 

Das vielleicht Beste, was sich über die Kickers nach einer tadellosen Mannschaftsleistung sagen ließ: Das Fehlen des verletzten, eigentlich unersetzlichen Abwehrchefs und Mannschaftskapitäns Sebastian Zielenicki, der zuvor in 100 Spielen nur ein einziges Mal wegen einer Gelb-Sperre gefehlt hatte, fiel nicht ins Gewicht. Aus einer auf allen Positionen hochkonzentriert und mit hohem läuferischen wie körperlichen Einsatz kämpfenden und spielenden Mannschaft ragten die Innenverteidiger Jayson Breitenbach und Maximilian Rossmann mit einer fehlerfreien und in jeder Sekunde enorme Sicherheit ausstrahlenden Performance noch heraus. Ulm gab den ersten gefährlichen Torschuss nach 87 Spielminuten ab, und selbst der vermochte, weil zur Ecke abgefälscht, OFC-Keeper David Richter nicht zu fordern. Dass den „Spatzen“ schließlich kurz vor dem Abpfiff der exzellenten Fifa-Schiedsrichterin Fabienne Michel doch noch ein Treffer gelang, war nicht mehr der Rede wert.

Regionalliga Südwest: Offenbacher Kickers schlagen Tabellenführer SSV Ulm

Die Leistung der Offenbacher Kickers im zweiten Spiel unter Ersan Parlatan war umso verwunderlicher, da das, was das Team erst mit zaghaften Verbesserungen unter Interimstrainer Alfred Kaminski andeutete und nun nach wenigen Tagen mit Parlatan erneut aufführte, so gar nichts mit dem zu tun hat, was sie acht Ligaspiele lang unter Alexander Schmidt angeboten hatte. Aus der zunächst verwirrten, dann verunsicherten, schließlich verärgerten und am Ende erschütternd freudlosen Mannschaft ist im Handumdrehen ein Kollektiv geworden, dass erstens bis zum Umfallen kämpft, zweitens plötzlich richtig gut Fußball spielt und also drittens genau jenen Vollgasfußball zeigt, den Schmidt vollmundig versprochen hatte.

Gegen Ulm beeindruckte der OFC eine Viertelstunde lang mit Forechecking, etlichen Balleroberungen und schnellem Umschaltspiel. Traf Julian Albrecht mit einem Distanzschuss noch das Gebälk, zappelte der Ball wenig später im Netz, als Christian Derflinger nach Garcia-Ecke und Rossmann-Kopfball aus dem Hinterhalt via Lattenunterkante das 1:0 erzielte (14.).

Offenbacher Kickers mit blitzsauberer Leistung in der Regionalliga Südwest

Auch wenn es bei ein, zwei Ulmer Ecken (16., 38.) gefährlich wurde, überstand der mit allen Mann enorm aufmerksame OFC auch eine 15-minütige Ulmer Drangperiode unbeschadet. Nach einer halben Stunde hatten die Kickers sich wieder freigeschwommen. Lucas Hermes, der diesmal anstellte von Philipp Hosiner von Beginn an stürmte, verpasste bei einem Konter das 2:0 (33.).

Wie schon beim Sieg in Stuttgart griffen auch diesmal die von Parlatan vorgenommenen Wechsel in bestechender Weise. Das herrlich herausgespielte zweite Tor entsprang denn auch prompt der Zusammenarbeit von drei Spielern, die eben noch auf der Ersatzbank gesessen hatten: Semir Saric, als Spielmacher geholt und von Schmidt, wenn überhaupt, als rechter Außenverteidiger eingesetzt, trat an, sah auf dem linken Flügel Dominik Wanner, der einen Ulmer wie nichts stehen ließ und im Zentrum Dejan Bozic bediente (70.). Nicht minder schön das 3:0: exakter Diagonalpass von Sechser Julian Albrecht, knallharter Abschluss von Wanner (84.).

Spannend wird nun sein zu sehen, wie es mit dem OFC weitergeht. Verpufft der Parlatan-Effekt oder tritt nachhaltige Besserung ein? Die nächste Nagelprobe steht bereits kurz bevor, am kommenden Samstag bei Parlatans Ex-Club auf dem Haigerer Haarwasen, einem chronisch schlechten Pflaster für die Kickers.

Kickers Offenbach: Richter; Rossmann, Garcia (62. Wanner), Hermes (62. Bozic), Derflinger (67. Saric), Lemmer (85. Onangolo), Jopek, Breitenbach, Marcos, Giesel, Albrecht (85. Mairose). SSV Ulm: Ortag; Reichert, Geyer, Röser (73. Dulleck), Ludwig (82. Rühle), Schmidts (66. Rösch), Stoll (82. Allgeier), Hannemann, Jann (73. Chessa), Maier, Grözinger. Schiedsrichter: Fabienne Michel (TSV Gau-Odernheim). Zuschauer: 7577. Tore: 1:0 Christian Derfliner (14.), 2:0 Dejan Bozic (70.), 3:0 Dominik Wanner (84.), 3:1 Moritz Hannemann (88.).