Freiwilliger Abstieg für mehr Derbys: Drei Teams setzen auf Spaß

12. Juni 2023, 19:45 Uhr

Weil die Reserve der SG Michelsrombach/Rudolphshan um Dominik Vogt (rechts) in die C-Liga gehen, jubeln Andreas Schmelz und der SV Willofs eineinhalb Wochen später über den Aufstieg. © Memento36

Gemeinsam sind wir stark, gemeinsam steigen wir ab: Unter diesem Motto haben sich die Kreisoberligisten SG Michelsrombach/Rudolphshan, Rot-Weiss Burghaun und FSG Kiebitzgrund/Rothenkirchen entschlossen, per sofort ihre Reserveteams aus der B- in die C-Liga absteigen zu lassen. Die Gründe hierfür klingen plausibel und desillusionierend. 

„Der Amateurfußball trägt nicht erst seit gestern Probleme mit sich, die sich in beinahe jedem Dorfverein widerspiegeln“, erklären die Vereine, vertreten durch Max Helmer (SG Michelsrombach/Rudolphshan), Andreas Och (Burghaun) und Moritz Manns (Kiebitzgrund/Rothenkirchen) im gemeinsamen Gespräch und führen aus: „Die Prioritäten der Spieler haben sich immer mehr verschoben, die Jugendfußballer werden weniger, die Mannschaften ebenfalls. Nicht selten gibt es insbesondere Probleme, den Reserve-Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Doch die Abschaffung der eigenen zweiten Mannschaft ist gleichzeitig der Tod eines jeden Vereins.“

Drei Teams steigen gemeinsam und freiwillig in die C-Liga ab

In akuter Not befände sich keiner der Vereine, noch sei die Spielerdecke ausreichend groß und doch gäbe es insbesondere im Kreis Lauterbach/Hünfeld, dem alle drei Vereine angehören, besondere Herausforderungen. So seien die Wege vom Hünfelder Altkreis in den Vogelsberg und andersherum weit. Dazu hätten alle drei Teams in der kommenden Saison mit 30 Saisonspielen in der B-Liga rechnen müssen. „Schon in der vergangenen Saison mit 14 Teams mussten Mannschaften teilweise bis zu drei Spielen pro Woche absolvieren. Es ist den Reservespielern aber kaum zuzumuten, an einem Wochentag 50 Kilometer einfache Strecke für ein Auswärtsspiel auf sich zu nehmen.“ 

In der C-Liga Lauterbach/Hünfeld entgeht das Trio dieser Problematik: „Dadurch, dass wir alle drei gemeinsam absteigen, werden in der C-Liga zehn bis zwölf Mannschaften am Start sein. Vielleicht sogar alle aus dem Altkreis Hünfeld. Es geht doch gerade im unteren Bereich in erster Linie um den Spaß, um das Bier nach dem Spiel, darum, gegen alte Freunde zu spielen.“ 

Das Trio legt hierbei aber auch den Finger in die Wunder: „Eigentlich hatten wir uns nach ersten Gesprächen mit dem Kreisfußballausschuss erhofft, dass dieser selbst eine Möglichkeit findet, um dem Spielbetrieb im geografisch großen Fußballkreis Lauterbach/Hünfeld eine attraktivere Lösung zu bieten. Da dies nicht gelungen ist, haben wir uns an einen Tisch gesetzt und für uns nach der besten Lösung gesucht. Wir sind super froh, dass wir diesen gemeinsamen Weg gefunden haben und unsere Spieler ebenfalls die Vorteile der kurzen Wege, vielen Derbys und nicht ganz so vielen Spiele sehen.“

Das Trio betont, dass es in den vergangenen Tagen extrem Gas gegeben hat, auch um dem SV Willofs, der die Relegation zur B-Liga verloren hatte, doch noch den Aufstieg zu ermöglichen. Willofs, in der Relegation gegen Michelsrombach/Rudolphshan II noch unterlegen, ist durch die freiwilligen Abstiege nun aufgestiegen. Somit ist die neue Reservespielgemeinschaft Lautertal/Ilbeshausen der einzige Lauterbacher Verein in der C-Liga und hätte im Schnitt pro Auswärtsspiel mehr als 50 Kilometer einfache Strecke zu absolvieren. „Wir drücken unseren Freunden aus Ilbeshausen und Lautertal die Daumen, dass ihrem Wunsch nach Umgruppierung in eine Staffel mit deutlich weniger Aufwand entsprochen wird“, sagt das Trio. In der C-Liga Schlüchtern hätte Lautertal/Ilbeshausen einige Derbys und deutlich kürzerer Wege. Selbst die C-Liga Fulda erscheint als Alternative geeigneter als die C-Liga Lauterbach/Hünfeld. 

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