Verein fragt Verband: Sind wir nur noch notwendiges Übel?

21. Juni 2023, 12:26 Uhr

Die SG Soisdorf/Rasdorf II hat den Verband kontaktiert. Der Ausgang? Offen. © Bernd Vogt

Zuletzt schrieben die drei Kreisoberliga-Reserven des SV Rot-Weiss Burghaun, der FSG Kiebitzgrund/Rothenkirchen und der SG Michelsrombach/Rudolphshan durch ihren gemeinsamen freiwilligen Abstieg von der B- in die C-Liga Lauterbach/Hünfeld Schlagzeilen. Nun kommen die nächsten Vereine um die Ecke und wollen es dem Trio unter Umständen gleichtun. Aber: Die Situation ist vertrackt. 

Um die Situation im Kreis Lauterbach/Hünfeld zu verstehen, braucht es geografische Grundkenntnisse, ein wenig Geschichtsunterricht und ein Überblick über die mögliche Ligaeinteilung, die derzeit im Raum steht. Der Kreis Lauterbach/Hünfeld ist ein künstliches Gebilde: Beide zuvor eigenständigen Kreise waren allein nicht mehr überlebensfähig und wurden vor mehr als 20 Jahren fusioniert. Richtig zusammengewachsen sind die Kreise nie, was auch an den unterschiedlichen Landkreisgrenzen und zusätzlich den großen Distanzen aus dem Hünfelder Altkreis oder dem Eiterfelder Amt in Richtung tiefstem Vogelsberg liegt. 

Gerade in den vergangenen Jahren häuften sich die Nichtantritte in B- und C-Liga, wenn Lauterbacher Teams in den Altkreis Hünfeld reisen sollten – und andersherum genauso. Das Trio, das nun die Reißleine zog, hatte auch diese Tatsache als Begründung gegenüber torgranate.de angeführt: Immerhin sei die C-Liga mit Ausnahme der SG Ilbeshausen/Lautertal II eine Liga mit ausschließlich Hünfelder Teams und hätte mit insgesamt elf Mannschaften eine Größe, die dem Reservespielbetrieb in der heutigen Zeit gerecht würde.

Verein fragt Verband: Sind wir nur noch notwendiges Übel?

Dies hatte aber gleichermaßen zur Folge, dass sich das Verhältnis in der B-Liga verschob: Dort sind Stand jetzt acht Lauterbacher Teams, ein Fuldaer Team ( SG Lüder-Schwarzatal II) und nur noch sechs Hünfelder Teams vertreten. Ergo: Die Hünfelder Teams müssen öfter in den Vogelsberg fahren, als ihnen offensichtlich lieb ist. 

Zumindest zwei Vereinen: Aufsteiger SG Dittlofrod/Körnbach II hat sich bereits dazu entschieden, nun doch keine B-Liga spielen zu wollen. Da die Mannschaft aber nicht freiwillig absteigen kann, da sie in diesem Spieljahr formell noch C-Ligist ist, muss sie nun auf den Regionsausschuss hoffen, damit dieser dem Antrag abhilft. 

Anders ist die Sachlage bei der SG Soisdorf/Rasdorf II, die in der gerade abgelaufenen Saison immerhin Dritter in der B-Liga wurde: Die SG hat sich nun in einem Schreiben unter anderem an Kreisfußballwart Erhard Zink und Verbandsfußballwart Robert Neubauer gewandt, in dem sie ausführlich die Probleme der „neuen“ B-Liga aufzählt, sich die Auflösung der C-Liga zugunsten regionaler B-Ligen wünscht und sehr spitz fragt, ob denn die Vereine nur noch notwendiges Übel des Verbands seien. Ebenfalls fühlt die SG vor, ob dem Antrag eines freiwilligen Abstiegs überhaupt entsprochen würde. 

Drei freiwillige Abstiege fix – folgen weitere?

Denn hier besitzen der Kreisfußballausschuss und/oder der Verbandsfußballausschuss ein Vetorecht, von dem im Falle des bereits freiwillig abgestiegenen Trios kein Gebrauch gemacht wurde, wie Verbandsfußballwart Neubauer auf Nachfrage bestätigte. Burghaun II, Michelsrombach/Rudolphshan II und Kiebitzgrund/Rothenkirchen II dürfen definitiv absteigen. Ob Dittlofrod/Körnbach II nicht aufsteigen darf, ob Soisdorf/Rasdorf II tatsächlich noch einen Antrag stellt und ob sich die anderen Reserven aus dem Altkreis Hünfeld (Nüsttal II, Haunetal II und Wölf II) ebenfalls noch Gedanken über einen möglichen Abstieg machen, bleibt offen. 

„Insgesamt ist das eine scheiß Situation. Die Lösung mit der Auflösung der C-Liga lag auf der Hand, wurde in den vergangenen Wochen diskutiert, von den Vereinen wohlwollend aufgenommen und letztlich verworfen. Es hätte so leicht sein können, so aber wurde wieder nichts für die Vereine gemacht. Jetzt versuchen alle Vereine irgendwie ihre Haut zu retten, weil alle die gleichen Probleme haben. Das ist unnötig“, sagt Joshua Ehlen aus dem Führungsteam der SG Soisdorf/Rasdorf, der nun mit seinen Mitstreitern auf Antwort von Zink und Neubauer wartet, um anschließend die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Die anderen Vereine, so viel Fairness sei wichtig, habe die SG bereits in Kenntnis gesetzt.

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