Frau im Männerfußball: Gelhard ist Pionierin

09. August 2023, 06:00 Uhr

Priscilla Gelhard (Mitte) wird den TSV Dalherda verstärken und ist damit die erste Frau in der Region, die bei den Männern mitspielt. Sehr zur Freude von Vorstandsmitglied Stefan Banik (links) und Trainer Jan Kolbe. © Verein

Frauen dürfen ab sofort in Männermannschaften mitspielen – das teilte der Hessische Fußball-Verband vor wenigen Wochen mit. Was sich zunächst wie eine realitätsfremde Idee anhörte, hat innerhalb kürzester Zeit positive Resonanz hervorgerufen. Auch beim TSV Dalherda.  

Der Verein aus dem kleinen Gersfelder Stadtteil, der nicht einmal 400 Einwohner zählt, stellt in dieser Saison wieder beachtliche zwei Mannschaften. Dass es dabei aber mal zu personellen Problemen kommen kann, ist selbstverständlich. Umso glücklicher sind die Verantwortlichen über einen kurzfristigen Neuzugang. Genauer gesagt: Über die erste Fußballerin im Verein. Priscilla Gelhard wird den TSV Dalherda ab sofort verstärken.

Frau im Männerfußball: Priscilla Gelhard spielt für TSV Dalherda

„ Als das Thema aufkam, dass Frauen in Männerteams mitspielen dürfen , haben wir sofort darüber gesprochen. Es gibt nämlich zwei Spielerinnen, die aus Dalherda kommen und bei den Frauen in Poppenhausen spielen“, erzählt Vorstandsmitglied Stefan Banik. Priscilla Gelhard gehört nicht dazu, kommt ursprünglich aus Ried, hat aber persönlichen Bezug zum TSV. Ihr Bruder Nils spielt dort. „Zunächst haben wir nur aus Spaß darüber gesprochen, dass wir künftig zusammenspielen könnten. Aber dann hat Nils gesagt, dass es cool wäre, wenn es klappen würde und ich wirklich helfen könnte“, erklärt Priscilla Gelhard.

Das sahen die Verantwortlichen genauso – und anfängliche Zweifel bei der 21-Jährigen waren schnell verflogen: „Ich hatte zunächst Bedenken, dass nicht alle aus der Mannschaft wollen, dass ich dort mitspiele. Aber ich wurde in der ersten Spielersitzung super aufgenommen, alle haben mich freundlich begrüßt – ich wurde sogar gleich mit auf eine Party genommen.“

Zu ihrem Debüt in Dalherda soll es am Sonntag kommen, wenn die zweite Mannschaft Ulstertal II empfängt. Viele Spiele hat Gelhard dank ihres Bruders verfolgt, mittrainiert hat sie aber noch nicht – was auch daran liegt, dass Gelhard voll beschäftigt ist. Die 21-Jährige spielt weiterhin bei den Frauen der TSG Lütter, ist im Nachwuchsbereich der MSG Lütter/Poppenhausen als Trainerin tätig und leitet – wenn es die Zeit noch irgendwie zulässt – Spiele als Schiedsrichterin. „Da muss man sehr gut organisiert sein“, sagt Gelhard lachend. „Dalherdas Trainer Jan Kolbe hat mir gesagt, dass ich bei den Männern nicht ins Training kommen muss, das erleichtert einiges. Und das Jugendtraining lege ich mir vor das Damentraining.“

Einsätze in der ersten Mannschaft nicht ausgeschlossen

Auch am Wochenende funktioniert die Doppelbelastung, da die Frauen samstags und die Herren sonntags auflaufen. „Wenn ich bei den Frauen 90 Minuten spiele, glaube ich aber nicht, dass ich dann genauso lang bei den Männern spiele“, sagt Gelhard, die davon überzeugt ist, durch ihre Erfahrungen bei den Herren im Frauenbereich profitieren zu können – und genauso andersherum.

Beim TSV traut man der ersten Spielerin im Verein jedenfalls einiges zu. „Erst einmal freuen wir uns darüber, dass Priscilla uns in der zweiten Mannschaft weiterhilft – zumal gerade viele Spieler im Urlaub sind. Aber wenn sie es gut macht, kann es durchaus sein, dass sie eine Option für die erste Mannschaft wird“, betont Banik, der sich über die Vereinsentwicklung freut: „Wenn man sieht, was wir in den vergangenen Jahren für einen Zuwachs bekommen, kann unsere Arbeit nicht so schlecht sein.“

Kommentieren