Frauen im Männerfußball „hoffentlich irgendwann Normalität“

23. August 2023, 06:05 Uhr

Lena Grosser und der SV Schweben – seit vergangenem Sonntag eine perfekte Gemeinschaft. Die 27-Jährige hat in der Reserve-Spielgemeinschaft debütiert. © privat

Priscilla Gelhard war beim TSV Dalherda II die erste Frau, die im Kreis Fulda in einer Männermannschaft mitgespielt hat. Ein einmaliger Versuch? Mitnichten! Mit Lena Grosser hat die nächste Fußballerin positive Erfahrungen bei den Herren gesammelt.

Schauplatz Magdlos, Sonntagnachmittag. In der B-Liga Schlüchtern empfängt die Reserve-Spielgemeinschaft aus Schweben und Magdlos den SV Höf und Haid. Zur Pause wird auf Seiten der Gastgeber erstmals eine Frau eingewechselt: Lena Grosser. Rund 30 Minuten kommt sie auf der linken Offensivseite zum Einsatz – die 0:3-Niederlage der SG kann sie aber nicht verhindern. Trotzdem bescheinigen ihr einige Zuschauer technische Stärken, die man in der B-Liga sonst nur selten zu Gesicht bekäme.

Lena Grosser die zweite Frau im Kreis Fulda im Männerfußball

Entsprechend zufrieden war ihr Trainer Jannik Resch: „Lena ist positiv aufgefallen, konnte technisch super mithalten. Sie hatte sogar einen gefährlichen Abschluss. Alle ihrer Mannschaftskollegen waren sofort begeistert“, lobt der Coach seine neue Spielerin, die ansonsten in ihrer zweiten Saison für die TSG Lütter in der Frauen-Hessenliga aufläuft.

„Das Spiel ist schneller und körperlicher, als ich dachte“, berichtet Grosser selbst, die trotzdem ausschließlich positive Erfahrungen wiedergibt: „Es war eine richtig coole Erfahrung. Am Anfang war ich schon ein bisschen aufgeregt, weil ich ein paar Mitspieler noch gar nicht kannte. Ich wurde aber super aufgenommen und habe mich sofort wohlgefühlt.“

Für die 27-Jährige war es nicht die erste Erfahrung in einer Männermannschaft. In der Wintervorbereitung Anfang des Jahres trainierte sie mehrmals beim SV Schweben mit, als das Training in Lütter noch nicht wiederaufgenommen wurde. Beim SVS spielt Grossers Freund, Carsten Stey, für den sie vor zweieinhalb Jahren von Mönchengladbach nach Schweben gezogen ist. Für die dort ansässige Borussia spielte sie einst in der Juniorinnen-Bundesliga, ehe beim 1. FFC Montabaur Erfahrungen in der Frauen-Regionalliga hinzukamen.

Spiele bei der TSG Lütter genießen Vorrang

„Einige meiner ehemaligen Mitspielerinnen haben mir geschrieben, dass sie sich auch mal gerne in einer Männermannschaft ausprobieren würden. Dort ist es aber nicht möglich. Deshalb würde ich mich total freuen, wenn es irgendwann überall Normalität wäre“, betont Grosser, die selbst aktiv auf Trainer Jannik Resch zuging, „weil ich sofort gedacht habe, dass es eine coole Idee wäre. Auch von meinen Mitspielerinnen in Lütter habe ich nur positives Feedback bekommen.“

Stichwort Lütter: Mit den Vereinsverantwortlichen und Trainer Sebastian Groß wurde klar kommuniziert, dass das Spielen bei der TSG – für die auch Priscilla Gelhard aufläuft – Vorrang genieße. Die Frauen-Hessenliga startet in anderthalb Wochen in die Saison, Lütter gastiert zum Derby bei Vizemeister Pilgerzell. Wenn es die Zeit zulässt, werden aber weitere Einsätze bei Schweben/Magdlos II hinzukommen. „Vielleicht werde ich sie dann im Sturm einsetzen“, überlegt Trainer Resch. Dann könnte es bald Berichte geben, dass die erste Frau im Kreis Fulda bei den Männern getroffen hat.

Weltmeisterin Joelle Ehling trifft doppelt

Besagtes Kunststück ist im Kreis Hersfeld/Rotenburg Joelle Ehling geglückt. Beim 8:1-Sieg des TSV Wölfershausen bei der SG Sorga/Kathus II in der B-Liga gelang der Angreiferin in ihrem ersten Spiel sofort ein Doppelpack. Das erste Tor war sogar richtig sehenswert, als Ehling eine Ecke direkt verwandelte. Zudem bereitete die erste Frau in einer Herrenmannschaft im Kreis Hersfeld/Rotenburg einen Treffer vor. Bei Wölfershausen spielt Ehling übrigens mit ihrem Bruder Justin zusammen, mit dem sie noch in einer anderen Sportart regelmäßig brilliert. Die Ehling-Geschwister sind mit einem weiteren Wölfershausener Mitspieler, Torhüter Samuel Schlosser, Weltmeister im Sportkegeln.