Lemms „Vatergefühle“ nach von Hagens Siegtreffer

02. September 2023, 08:09 Uhr

Walldorf-Trainer Artur Lemm freute sich für Siegtorschütze Benedikt von Hagen. © Memento36

Rot-Weiß Walldorf hat am Freitagabend in einer sehr intensiven Hessenliga-Begegnung den fünften Sieg im sechsten Spiel eingefahren und grüßt zumindest bis zum Samstagnachmittag mit 15 Punkten von der Tabellenspitze. Gegen den bisher ungeschlagenen FC Eddersheim gewann das Team von Trainer Artur Lemm das Nachbarschaftsduell vor 390 Zuschauern mit 2:1 (0:1).

Um jeden Zentimeter Boden wurde intensiv gekämpft, dabei gab es insbesondere bei den vielen Einwürfen auf dem engen Kunstrasenplatz viele Luftduelle. Hinterher betonte Walldorfs Coach Artur Lemm auf der Pressekonferenz das Saisonmotto „Intensität ist unsere Identität“. Aber auch die Gäste aus dem benachbarten Main-Taunus-Kreis hatten einen großen Anteil an einem richtig guten Hessenliga-Spiel. Der FC Eddersheim , dessen neuer Trainer Carsten Weber ähnliche Attribute vermittelt, nahm den Kampf mit der Unterstützung seiner zahlreichen mitgereisten Anhänger an. Hatte Walldorf zu Beginn mehr Ballsicherheit und zwang Eddersheim in die Verteidigung, befreiten sich die Kicker von der Staustufe mit einem schönen Angriff über die linke Seite.

Hessenliga: Rot-Weiss Walldorf bezwingt FC Eddersheim

Die Flanke legte Phil Reuter per Kopf ab auf den Japaner Misaki Haruyama, der zum 0:1 einköpfte (18.). Walldorf hielt das Tempo hoch, operierte mit vielen langen Einwürfen und über Standards, die von den Gästen bis zur Halbzeit verteidigt werden konnten. Für FCE-Torschütze Haruyama war die Partie schon nach 39 Minuten verletzungsbedingt beendet. Für ihn kam der im Sommer von Walldorf nach Eddersheim gewechselte Mikael Neway. Nach dem Seitenwechsel dauerte es exakt 48 Sekunden, bis der Ball im Eddersheimer Tor landete. Den Eckball von Can Özer köpfte Marvin Redl ein (46.) und Walldorf machte beflügelt vom Ausgleich weiter Druck. Zahlreiche Spielerwechsel - beide Trainer schöpften das Wechselkontingent von fünf Akteuren komplett aus - prägten den zweiten Durchgang. Zwei der eingewechselten Spieler schrieben die Geschichte des Spiels. Benedikt von Hagen, der ein Jahr verletzungsbedingt ausgefallen war, feierte sein Comeback mit dem Siegtreffer in der 83. Minute.

Dabei profitierte Walldorf von einem unüberlegten Fehlpass von Yuki Maki, der das Tor begünstigte. „Er sitzt jetzt in der Kabine und ist maximal enttäuscht“, gab Weber einen Eindruck in die Gefühlswelt des Spielers. Währenddessen kamen bei Lemm beim Siegtor des 20-jährigen „Vatergefühle“ auf: „Ich wollte ihn eigentlich erst im Testspiel am kommenden Dienstag beim Zweitligisten SV Wehen Wiesbaden bringen. Aber ich hatte schon heute für ihn ein gutes Gefühl und habe ihn gefragt, ob ich ihn mitnehmen soll. Nach seinem Siegtor bekam ich Gänsehaut, weil der Junge in dem Jahr brutal an sich gearbeitet hat.“ In den sieben Minuten der Nachspielzeit warf Eddersheim noch mal alles nach vorne, kam zu diversen Eckbällen, die sehr viele Abpraller und Schusspositionen hervorbrachten. Walldorf überstand die Schlussoffensive der Gäste, dessen Anhänger mit dem osthessischen Schiedsrichter Elias Appel nicht zufrieden waren. Sie verlangten mehrmals vehement Handelfmeter, die der Unparteiische nicht gab.

Carsten Weber zeigte sich hinterher als fairer Sportsmann: „Kompliment an Walldorf für ein richtig gutes Spiel. Es war beeindruckend, wie der Gegner diese Intensität über die volle Zeit durchzog. Wir sind ja von der Haltung her auch eine Mannschaft, die über Intensität kommt. Wir hatten zu kämpfen, um in die Duelle zu kommen. Auch nach unserer Führung haben wir kaum Zugriff gegen den Ball bekommen. Wir retten uns in die Halbzeit und nach einer Minute bekommen wir nach einem Standard das 1:1, was uns weh tut. Generell hatte Walldorf die Spielkontrolle, aber das 2:1 fällt nicht aus einer ausgespielten Situation, sondern durch unseren Fehlpass. Am Ende haben wir alles nach vorne geworfen, aber Walldorf hat den Sieg aufgrund seiner Intensität den Sieg verdient. Wir müssen anerkennen, dass der Gegner besser war.“

Artur Lemm sah es ähnlich: „Eddersheim ist ja fast ein Derby, wir liegen ja nah beieinander, auch wenn es ein anderer Kreis ist. Dieses Spiel war so brutal intensiv“, stimmte Lemm der Analyse Webers voll zu, den er schon zu Friedberger Zeiten als geschätzten Kollegen einstufte. Nach der Enttäuschung vom 0:2 beim FSV Fernwald, wo „uns alles was wir heute gebracht haben, gefehlt hat“, sei der Sieg über Eddersheim der nächste Entwicklungsschritt gewesen.

Rot-Weiß Walldorf: Harbrecht; Redl, Kohnhäuser, Thomasberer - Velosa (90.+3 Robotta), Rebner (79. Spamer), Mladenovic (86. Schmitt), Enders - Park (62. Vogler) - Mehnatgir, Özer (72. von Hagen). FC Eddersheim: Zeaiter; Schmitt, Lang, Schur, Speck (86. Pessel) - Lüders (57. Demirbas) - Kummer, Reuter (79. Vassiliou), Kara (60. Maki), Haruyama (39. Neway) - Wüst.  Schiedsrichter: Elias Appel (JFV Burghaun/Haunetal). Zuschauer: 390.  Tore: 0:1 Misaki Haruyama (18.), 1:1 Marvin Redl (46.), 2:1 Benedikt von Hagen (83.).