SV Hummetroth

Aus der D-Liga schnellstens in die Hessenliga

31. Januar 2022, 12:30 Uhr

Thomas Epp war einst beim SC Hessen Dreieich tätig und hat nun mit dem SV Hummetroth hohe Ziele. Foto: Patrick Scheiber.

Der SV Hummetroth macht Schlagzeilen. Sportlich läuft es für den Odenwälder A-Ligisten überragend, die Blicke auf sich zieht der Club aber durch seinen Investor Stefano Trizzino. Der 54-Jährige polarisiert und hat hohe Ziele, die laut Trainer Thomas Epp jedoch auf einem starken Fundament gebaut werden sollen.

In den Medien war der SVH zuletzt in aller Munde. Die "BILD" oder die "WELT" berichteten über den kleinen Club und seinen Investor. Rund 250.000 Euro soll Trizzino bereits investiert haben, nachdem er 2017 in den Verein einstieg. Er sieht sich als Dietmar Hopp der Kreisliga, reist per Flugzeug zu Spielen an, da der auf Sizilien geborene Trizzino zum Großteil in Italien lebt. Mit seiner Art und seinen Aussagen ("Ich hätte mir von dem Geld auch drei Ferraris kaufen können. Mir langt aber einer.") eckt er an. Vor allem bei Gegnern. Viele Vereine der A-Liga wettern, der Gedanke des Amateurfußballs sei in Hummetroth längst abhanden gekommen. Dabei ist es genau das, was der Investor möchte. Die Hessenliga soll es in absehbarer Zeit sein. Vor sechs Jahren war noch die D-Liga die Heimat.

Auf 15 Siege in 15 Spielen und ein Torverhältnis von 77:3 können die Verantwortlichen in dieser Saison zurückblicken. Makellos also? Ja, aber mit Schönheitsflecken. Kurioserweise fuhr die Epp-Truppe sportlich nur neun Siege ein, die restlichen sechs bekam sie aufgrund der Nichtantritte geschenkt. Ein halbes Dutzend mal sagten die Gegner ab – Anfang Oktober dreimal in Folge. Für Trainer Epp, einst unter anderem bei Hessen Dreieich und als Spieler unter anderem Profi bei Eintracht Frankfurt und dem VfL Bochum tätig, ein Unding. Die Vereine haben schlicht keine Lust auf die Über-Mannschaft. "Gegen uns haben alle Personalmangel, aber ein paar Tage darauf sitzen dann sechs Auswechselspieler auf der Bank. Das ist nicht im Sinne des Sports. Obendrauf gehen den Vereinen Einnahmen flöten", sagt Epp und verweist auf das Spitzenspiel beim TSV Günterfürst. Beim knappen 1:0-Sieg weilten 900 Zuschauer am Sportgelände. Mehrere tausende Euro an Eintrittsgeldern würden durch die Absagen fehlen.

Bessere Infrastruktur, keine Skandale

Der 53-Jährige sieht das Problem darin, die Laune der Mannschaft oben zu halten. Vermehrt müsse er auf Trainingseinheiten anstatt Punktspiele setzen. "Wir haben den nötigen Zug drin, testen in der Vorbereitung regelmäßig gegen höherklassige Gegner. Uns ist bewusst, dass wir kein normaler A-Ligist sind", stellt Epp heraus. Spieler wie Christopher Nguyen kennen die Hessenliga bestens und sollen wie Epp dafür sorgen, dass zeitnah der Sprung in ansehnlichere Klassen gelingt. Der Titel in dieser Saison ist nur noch Formsache, auch die Kreisoberliga soll nur Durchgangsstation sein. "Das soll gegenüber den Mannschaften in der Kreisoberliga nicht abwertend klingen. Unser Plan ist aber klar gestrickt. Die Gruppenliga ist anschließend eine Scheiß-Liga, denn da kann alles passieren. Sie ist unberechenbar, weshalb nicht sofort wieder der Titel stehen muss. Wir schauen vorerst nur auf die kommenden zwei Jahre. Glück gehört aber überall dazu", unterstreicht Epp, der das vollste Vertrauen von Investor Trizzino genießt und ebenfalls ehrgeizige Ziele verfolgt.

Dass die Unbeliebtheit gegenüber dem SVH – 2009 wurde die SG Bad Soden in einer denkwürdigen Wasserschlacht im Hessenpokal mit 5:2 geschlagen – in der Öffentlichkeit so zur Geltung kommt, könne der Trainer nicht verstehen. "Stress mit den Vereinen hatten wir bislang lediglich aufgrund der Absagen. Sonst war das nie ein Thema. Im Gegenteil: Bei Auswärtsspielen sitzen wir gerne noch auf ein Getränk", erklärt Epp. Dass zudem nur in den Kader investiert würde, sei völlig falsch. Dass Trizzinos Engagement auf lange Zeit ausgelegt ist, zeigt sich an den bereits getätigten und noch ausstehenden Projekten. Die gesamte Sportanlage und Infrastruktur verändere sich. Sauna und Fitnessbereich werden installiert, der Rasen wird komplett überholt, ein kleiner Soccer-Court für die Kinder wird errichtet. Ein Mannschaftsbus wurde angeschafft, der nicht für die Senioren, sondern vor allem für die Kinder gedacht ist. "Wir wollen die Kinder von der Schule abholen, ihnen ein Mittagessen an die Hand geben und anschließend eine Lernunterstützung und Hausaufgabenhilfe geben. Natürlich soll dann noch eine Trainingseinheit folgen", schildert der Ex-Profi. Weitere, noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Themen sind geplant.

Bei Epp hat Trizzino ohnehin ein Stein im Brett. Die Art, wie er in den Medien dargestellt würde, passe eigentlich nicht zu ihm. "Er hat eine offene und ehrlich Art, hält seine Versprechen ein, ist sehr großzügig und immer gut gelaunt. Ich habe täglich Kontakt zu ihm. Er macht das hier aus Spaß und weil er natürlich das Geld dazu hat, möchte aber deshalb auch immer Fortschritt erkennen. Ihm liegt es am Herzen. Zudem war er ein Faktor, dass ich in Hummetroth zugesagt habe. Er ließ nicht locker", sagt der SVH-Coach. Über die Aufmerksamkeit freue sich der Club. Aber an oberster Stelle steht, dass Skandale ausbleiben. Der SV Hummetroth möchte mit anderen Dingen punkten.

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