Axel Hellmann macht Druck

21. April 2024, 11:40 Uhr

Mit klarer Forderung: Frankfurt Vorstandssprecher Axel Hellmann. © IMAGO/osnapix

Vorstandschef Axel Hellmann will eine Botschaft platzieren. Eintracht Frankfurt braucht das höchste Energielevel, um im Saisonendspurt erfolgreich zu sein. Diese Forderung ist legitim,

Das erste Endspiel um Europa gezogen, 3:1 gegen den direkten Konkurrenten aus Augsburg gewonnen, Platz sechs manifestiert. Noch dazu: Eine würdige und emotionale Verabschiedung für die verstorbene Vereinslegende Bernd Hölzenbein auf die Beine gestellt, und am Ende nach einer astreinen Aufholjagd samt Mijat-Gacinovic-Revival-Tor ein Stadion zurückgelassen, in dem sich die Menschen in den Armen lagen und launige Europapokal-Evergreens anstimmten. Was also willst du mehr, Eintracht Frankfurt? Gerade nach Wochen der Schwere und Tristesse.

Inmitten diese kollektive Erleichterung platzte am Freitagabend Axel Hellmann, der mächtige Vorstandssprecher, und er hatte eine klare Botschaft im Gepäck, eine, die sich an den Trainer und die Mannschaft richtete. Frei nach dem Motto: mehr Emotion, mehr Intensität, mehr Leidenschaft, die Herren – dann liegen Euch die Menschen zu Füßen, dann ist Feuer unterm Dach. Ist gar nicht so schwer. Also seid bitte so gut, und zeigt diese Haltung mal über ein ganzes Spiel hinweg und nicht nur in Phasen. Auch das: gar nicht so schwer.

Nun kann man trefflich darüber streiten, ob der Zeitpunkt, direkt nach einem eminent wichtigen Sieg, so klug gewählt war, schließlich gibt es nicht wenige im Eintracht-Zirkel, die die Hoffnung hegen, dass das der Turnaround gewesen sein könnte, der Befreiungsschlag, nach dem sich ein jeder im Herzen von Europa so sehnt und den es im Schlussspurt um den Europapokal so dringend bedarf. Axel Hellmann glaubt offenbar nicht daran, dass das ein Selbstläufer wird, zumal das Programm hammerhart ist. Das Ganze scheint ihm noch immer ein wenig zu zerbrechlich und wenig verlässlich – und vor allem nicht auf dem höchsten Energielevel, das es aber benötigt, um gegen die Bayern, Leverkusen und Leipzig zu bestehen.

Natürlich ist viel hinein interpretiert worden in seinen Auftritt, weil sich der kluge Kopf nur dann und auch ganz bewusst zum Sport äußert, wenn er etwas auf dem Herzen hat und es ihm wichtig ist, unausweichlich quasi. Als Oliver Glasner vor einem Jahr so ein bisschen seinen inneren Kompass verloren hatte, war es Axel Hellmann, der den Trainer öffentlich maßregelte – nur wenige Tage später stand die Trennung von Glasner fest.

Das war jetzt ganz und gar nicht Hellmanns Intention, aber klar ist: Er erhöht den Druck. Und er erwartet, dass Coach Dino Toppmöller die Mannschaft so einstellt und anzündet, dass Leistungen wie in der zweiten Hälfte am Freitag Standard und nicht die Ausnahme sind. Zu oft folgten Ankündigungen keine Taten.

Und es ist ebenso eine deutliche Ansage an die Spieler, doch mit mehr Herz und Courage zu Werke zu gehen. Nur so ist es möglich, den sechsten Platz bei diesem Restprogramm zu bewahren. Hellmanns Forderung ist nicht nur legitim, sondern es ist absolut richtig, dass der erfahrene Funktionär jetzt, da es ans Eingemachte geht, nichts unversucht lässt, um die Sinne zu schärfen und ein paar Prozentpunkte zusätzlich herauszukitzeln. Worte von höchster Stelle sollten nicht unerhört verklingen.

Zur Erinnerung: Vor drei Jahren, als die Eintracht leichtfertig die Champions League verspielte, war ein Machtvakuum an der Spitze der Sportlichen Leitung als ein Grund dafür ausgemacht worden. In der vergangenen Saison wurden Streitigkeiten in der Klubführung ins Feld geführt. Beides nicht zu Unrecht, beides Störfaktoren, beide Male rückte der Sport ein wenig in den Hintergrund. Daher ist nun eine verbale Intervention sicher nicht verkehrt. Und sollte nicht fehlgedeutet werden.

Der eine oder andere interpretierte in Hellmanns Vorstoß jetzt sogar einen Konflikt mit Sportvorstand Markus Krösche hinein, der ja nicht nur die Mannschaft zusammengestellt, sondern auch den Trainer ausgewählt hat. Doch das ist viel zu weit hergeholt, und Hellmann ging es auch nicht darum, den Trainer zu schwächen. Warum sollte er das tun, vier Spieltage vor Ultimo? Nein, es geht darum, alle Kräfte zu bündeln für den Endspurt, der es in sich hat, und darauf hinzuweisen, was mit der Macht des Publikums möglich ist. Wenn es entsprechend mitgenommen wird.

Dino Toppmöllers Arbeit wird sowieso erst nach der Saison in einer Generalanalyse abschließend bewertet. Da spielt auch, aber nicht nur, die Endplatzierung eine Rolle. Der Trainer wird sich in den restlichen vier Spielen beweisen müssen – wie seine Mannschaft. Und da geht es um weiche Faktoren: Herz, Hingabe, Haltung. Gar nicht so schwer. Manchmal offenbar aber schon.

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