Dort, wo gestern die SG Barockstadt vor 4650 Zuschauern auflief, ist die Tradition spürbar. Es ist das älteste deutsche Fußballstadion, das noch immer bespielt wird. 1905 zogen die sechs Jahre zuvor gegründeten Kickers in den Stadtteil Degerloch, pachteten dort einige Äcker an und spielten fortan auf dem Kickers-Platz. Bis heute. Unterbrochen nur von zwei Weltkriegen, Umbauphasen und einigen Bundesligaspielen, die aus Sicherheitsbedenken in anderen Stadien ausgetragen werden mussten. Im Ersten Weltkrieg nutzte die Stadt das Gelände zum Anbau von Getreide.

Gazi-Stadion auf der Waldau: Mythos der Stuttgarter Kickers

Der „Mythos Waldau“ erfüllt die Kickers-Fans seit fast 119 Jahren mit Stolz. Sogar ein Länderspiel wurde dort 1911 ausgetragen, das Deutschland mit 6:2 gegen die Schweiz gewann. Weil das Stadion auf rund 500 Metern Höhe liegt, wurde schon 2015 eine Rasenheizung eingebaut, um in den Wintermonaten vor den zuvor sich türmenden Spielabsagen gefeit zu sein.

Ein lohnendes Invest der Stadt Stuttgart, denn eine Rasenheizung ist in der 3. Liga Pflicht, um zwischen November und März Heimspiele im eigenen Stadion auszutragen. Die SGB schreckte unter anderem wegen einer fehlenden Rasenheizung in der Johannisau vor der Einreichung der Lizensierungsunterlagen zurück.

Und weil auch die SGV Freiberg darauf verzichtete, werden entweder die Kickers oder eine U21 aufsteigen. Die Zweitvertretungen der Bundesligisten TSG Hoffenheim, VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt liegen aussichtsreich im Rennen und sind gewillt das Aufstiegsrecht wahrzunehmen. Schaffen es doch die Kickers, war das gestrige Gastspiel auf der legendären Waldau vorerst das einzige für die SGB.