Die Eintracht schüttelt das Sieb

10. Mai 2024, 14:53 Uhr

Abgang: Shekiera Martinez muss sich einen neuen Verein suchen. © IMAGO/Passion2Press

Ein halbes Dutzend Spielerinnen verlassen den Frauen-Bundesligisten. Aus Bremen kommt Nina Lührßen

Shekiera Martinez ist eine Powerfrau mit Jokerqualitäten. Bei ihren regelmäßigen Einwechslungen im Team der Bundesliga-Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt bringt die Stürmerin viel Wucht und Energie, aber auch zusätzliche Torgefahr ins Spiel. Doch damit wird nach Pfingsten Schluss sein. Die 22-Jährige zählt zu einem Sextett, das beim letzten Heim- und vorletzten Saisonauftritt der Hessinnen am Montag (19.30 Uhr/Sport1) gegen den SC Freiburg verabschiedet wird.

Ab diesem Sommer werden neben Martinez auch die österreichische Nationalspielerin Virginia Kirchberger, die Ersatztorhüterinnen Cara Bösl und Hannah Johann sowie Mittelfeldakteurin Jonna Brengel nicht mehr für die Adlerträgerinnen auflaufen, wie der Klub am Freitag verkündete.

Der Abgang von Verena Hanshaw zum italienischen Erstligisten AS Rom, bei dem die 30 Jahre alte Linksverteidigerin einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat, war bereits am Dienstag mitgeteilt worden. Die Lücke, die die einzige Stammakteurin unter den Scheidenden hinterlässt, soll Nina Lührßen ausfüllen, die für vorerst drei Spielzeiten von Werder Bremen an den Main wechselt.

Während die 21-jährige Johann mithilfe eines Stipendiums in den USA Sport und Studium unter einen Hut bringen will, eint die anderen, dass sie nunmehr auf der Suche nach einem Verein sind, der ihnen mehr Spielzeiten gönnt. Bei Martinez überrascht die Trennung am ehesten: Die Fuldaerin, die 2017 im U17-Team des 1. FFC Frankfurt anfing, wurde stets als großes Talent gehandelt. Schon als 16-Jährige gab sie am 18. Februar 2018 beim 3:0-Sieg in Köln ihr Bundesligadebüt. Doch statt sich von da ab immer längere Aufenthalte auf dem Rasen zu erarbeiten, kam Martinez auch zuletzt über die Rolle als Ersatzspielerin nur selten hinaus. In der Liga spielte sie in dieser Saison dreimal von Beginn an, in der Gruppenphase der Champions League nur beim in sportlicher Hinsicht wertlosen 5:0 gegen den FC Rosengard. Jeweils ein Tor ging pro Wettbewerb auf ihr Konto.

Lange hatte Cheftrainer Niko Arnautis die oft nur wenigen Minuten, die er der ehemaligen Jugend- und Juniorennationalspielerin im Ernstfall gönnte, damit begründet, sie langsam aufbauen zu wollen. Gegen die starken Stammkräfte auf ihrer Position konnte sich die Finalistin der U-19-Europameisterschaften von 2019 aber bis zuletzt nicht durchsetzen.

Dass die gesetzten Lara Prasnikar und Nicole Anyomi ihre Kontrakte bei der SGE gerade längerfristig verlängert haben, bedeuteten für Martinez für die Zukunft kaum bessere Perspektiven. Zumal die Ansprüche bei der Eintracht weiter wachsen und Arnautis gerne an seiner eingespielten Startformation festhält, statt frühzeitig oder öfter zu rotieren. Bei der gerne herausgestellten Talentförderung stößt man so schnell an Grenzen, und Martinez hat ein Alter erreicht, in dem sie sich ein anderes Spielfeld suchen muss, um sich aus dem Schatten bereits etablierter Protagonistinnen der Szene herauszuspielen.