Die Eintracht und ihr Sicherheitsrisiko

05. Mai 2024, 23:39 Uhr

Mal wieder eine Eselei: Niels Nkounkou zupft Nathan Tella am Trikot, es gibt Strafstoß und die Partie ist gelaufen. imago images/Schüler © IMAGO/Schüler

Niels Nkounkou steht stellvertretend für zu viele Frankfurter Fehler – damit befindet er sich freilich in guter Gesellschaft.

Es gibt im Fußball Situationen, da ist ein Strafstoß nicht zu verhindern, ein Tritt gegen ein schnelles Bein etwa, oder ein unbedachter Hakler gegen einen filigranen Dribbelfloh. Es gibt aber Elfmeter, die sind an Dummheit kaum zu überbieten. So einen Strafstoß verursachte der Frankfurter Linksverteidiger Niels Nkounkou an diesem Sonntagnachmittag gegen den Leverkusener Nathan Tella, und das kam so: Nach einer bereits abgewehrten Hereingabe will Tella den Ball, längst fern des Strafraums, nachlaufen, doch Nkounkou hält es für eine gute Idee, den kleinen Flitzer am Trikot zu ziehen. So offensichtlich, dass selbst der allerletzte beinharte Eintracht-Fan hoch oben unter der Tribüne dieses Textilvergehen mit bloßem Auge erkennen kann: Natürlich gab es Elfmeter, Exequiel Palacios verwandelte locker, es was das 1:3 - und das Ende vom Lied. Die Partie war entschieden, Meister Bayer Leverkusen schaukelte die längst zur Trainingseinheit gewordenen Begegnung locker-fluffig und ohne einen Schweißtropfen zu viel zu vergießen über die Zeit, nicht ohne einer blutleeren Frankfurter Mannschaft nebenbei noch zwei weitere Tore einzuschenken.

Das Foul nach knapp einer Stunde war dann der Tiefpunkt einer unterirdischen Vorstellung des 23 Jahren alten Franzosen, im Sommer vom Zweitligisten AS St. Etienne für knapp neun Millionen Euro gekommen. Auch davor war der Linksverteidiger ein verlässlicher Unsicherheitsfaktor, dem 1:2, das Patrik Schick kurz vor der Pause erzielte, hatte er tatenlos und staunend zugesehen, wilde sinnfreie Soli über den Platz streute er zudem ein. Alles nicht neu, und längst nicht das erste Mal. Jeder weiß in Frankfurt um die vielen Schwankungen des Franzosen, aber es überwiegen die schlechten Spiele. Langsam verliert sogar Dino Toppmöller die Geduld: „Er muss endlich aus seinen Fehlern lernen“, deckelte er sanft sein Sorgenkind, er wisse aber genau, was er nicht machen werde: „Den Stab über den Spieler brechen.“ Er, Toppmöller, werde ihn weiter unterstützen. Gegen Gladbach nächste Woche dürfte dennoch Philipp Max eine Chance bekommen, ein Spieler, der deutlich reifer agiert.

„Das nervt brutal“

Auch Sportvorstand Markus Krösche urteilte erstaunlich großmütig: Fehler würden passieren, sagte er, es seien junge Spieler, der Elfmeter sei auf alle Fälle „vermeidbar“ gewesen. Man fragt sich auch: Was hatte Nkounkou damit bezwecken wollen, die Gefahr war längst gebannt? Ein Aussetzer? Klar ist allemal: „So am Trikot ziehen im Strafraum darf man nicht machen“, so Krösche.

Und es war ja beileibe nicht nur Nkounkou, der sich gravierende Fehler leistete, auch Tuta erwischte einen rabenschwarzen Tag. Ohnehin ziehen sich derartige individuelle Bolzen wie ein roter Faden durch die Saison, ein Zustand, der „mich verrückt macht, der brutal nervt“, sagt Toppmöller. Ihm ist es aber auch nicht gelungen, sein Team resistenter zu machen, die Zweikampfführung in diesem Spiel gegen den Titelträger nannte der Coach „nicht sehr resolut“. Im Grunde legte die Eintracht die ersten drei Tore der Werkself großzügig auf. Solche Geschenke pflegt der neue Deutsche Meister dankbar zu nutzen

Niels Nkounou hatte Mitte dieser Woche freimütig eingeräumt, sich statt des Spiels der Bayer-Elf in der Europa League gegen AS Rom die gleichzeitig stattfindende Partie Marseille gegen Bergamo anzugucken. War die falsche Wahl.