Ein ganz besonderer Abschied für Omars Marmoush

19. Januar 2025, 13:13 Uhr

Sag zum Abschied laut Servus: Omar Marmoush (links) am Freitag mit dem künftigen Ex-Trainer Dino Toppmöller. © dpa

Die Menschen in Frankfurt akzeptieren inzwischen, dass die besten Spieler weggekauft werden. Vorbei die Zeiten eines Charly Körbel, Jürgen Grabowski oder Bernd Hölzenbein.

Die bewegende Abschiedszeremonie für Eintracht-Stürmer Omar Marmoush vor der tobenden Frankfurter Fankurve zeigt zweierlei. Erstens: Die Menschen haben ein feines Gespür dafür, wer es ehrlich meint, wer sich sauber verhält, bis zum Ende alles gibt und sich nicht qua Arbeitsverweigerung durch den Hinterausgang verkrümelt (schöne Grüße an Randal Kolo Muani). Wer am Tag seines Weggangs von Mitspielern und Fans derart abgefeiert wird, kann mit einigem Stolz behaupten, in nur eineinhalb Jahren sehr viel richtig gemacht zu haben. Die Würdigung des beliebten und charakterlich über jeden Zweifel erhabenen Omar Marmoush ist in dem kalten und windigen Geschäft etwas ganz Besonderes. Ein Abschied wie im Bilderbuch.

Zweitens: Die Menschen in Frankfurt akzeptieren inzwischen, dass die besten Spieler weggekauft werden. Das ist tatsächlich Teil des Business. Vorbei die Zeiten eines Charly Körbel, Jürgen Grabowski oder Bernd Hölzenbein. Die Strategie – Spieler holen, besser machen, verkaufen – gehört zum Frankfurter Geschäftsmodell. Und man muss konstatieren: Nur dieses Geschäftsmodell hat es der Eintracht überhaupt erst ermöglicht, so erfolgreich zu sein und in die Phalanx der Spitzenvereine einzubrechen. Das müssen auch jene Traditionalisten und Romantiker erkennen, die immer noch meinen, der Klub würde seine Ideale und seine sportlichen Ambitionen verraten. Das Gegenteil ist der Fall. Nur durch diese Philosophie war der Verein in der Lage, die Zementierung aufzuweichen. Und weil die Sportliche Leitung so gut wie keine Fehler gemacht hat. Auch dies ist außergewöhnlich.

Allein die letzten beiden Großtransfers sind beispielhaft: Kolo Muani und Marmoush kamen zum Nulltarif – und sind nach kurzer Verweildauer mit insgesamt 175 Millionen vergoldet worden. Das ist einmalig in Europa, ja auf der ganzen Welt.

Der Zeitpunkt des Abgangs von Omar Marmoush ist unglücklich, weil er die hohen sportlichen Ziele gefährdet – ungeachtet des Sieges gegen den BVB. Aber er war nicht zu verhindern. Denn Marmoush drängte auf den Wechsel zu Manchester City, was ihm bei einem Angebot dieser Größenordnung (15 Millionen Euro Gehalt) und der sportlichen Perspektive niemand verdenken kann. Das unterscheidet ihn trotzdem, zum Beispiel, vom Mainzer Jonathan Burkardt, der einen Wintertransfer für sich ausgeschlossen hat. Hätte Marmoush auch machen können. Hat er aber nicht.

Und die Eintracht hat bei der Aussicht auf 80 Millionen Euro gar nicht die Chance, Nein zu sagen. Das wäre unvernünftig, ja unverantwortlich. Zumal solch ein Deal wichtig für die Glaubwürdigkeit des Vereins ist, Leuchtturm-Symbolik hat. Denn die Eintracht lockt und bekommt viele spannende Toptalente, weil sie eine perfekte Plattform bietet. Von dieser „Sprungbrett-Aussicht“ profitieren im Idealfall Spieler und Klub. Eines freilich ist klar: Viele Fehler, siehe oben, erlaubt dieses System nicht.

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