Ex-Eintracht-Star und die Rückkehr ins Glück

29. April 2024, 14:45 Uhr

Zwei Kumpel unter sich: Randal Kolo Muani (li.) und Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain. afp © AFP

Ex-Eintracht-Stürmer Randal Kolo Muani sucht in Paris immer noch nach der Frankfurter Leichtigkeit.

An den Dortmunder Fußballtempel hat Randal Kolo Muani nicht allerbeste Erinnerungen, selbst zu einer Zeit, da er noch glücklicher war als jetzt in Paris. Vor genau einem Jahr, Ende April war das, da spielte er mit seinem alten Klub, mit Eintracht Frankfurt, gegen Borussia Dortmund, die Hessen hatten da gerade ihre ganz schwache Phase mit zehn Spielen ohne Sieg, und auch diese Partie setzten sie in den Sand, 0:4. Kolo Muani, damals absoluter Superstar der Frankfurter, wurde nach einer Stunde ausgewechselt, er war weitgehend unsichtbar geblieben.

Nun kehrt der 25-Jährige zurück mit Paris Saint-Germain, am Mittwoch (21 Uhr/Dazn), aber ob der Franzose die Hymne in diesem Champions-League-Halbfinale auf dem Rasen hört, ist ungewiss. Die Indizien verheißen nichts Gutes: Kolo Muani stand am Samstag im Punktspiel zu Hause gegen den Abstiegskandidaten AC Le Havre in der ersten Elf, kein gutes Zeichen, denn Trainer Luis Enrique hatte für diese Partie sein Team auf zehn Positionen umgebaut, die Topstars wurden für den Kracher am Mittwoch geschont. Und Randal Kolo Muani, eine kleine Ohrfeige, wurde beim Stand vom 1:3 vom Platz genommen, just ab da begann die am Ende halbwegs erfolgreiche Aufholjagd von PSG: der für ihn eingewechselte Goncalo Ramos markierte in der Nachspielzeit das 3:3 für den neuen französischen Meister.

Nein, so richtig rund läuft es für den früheren Frankfurter nicht an der Seine, aber auch nicht komplett schief. Kolo Muani kommt auf seine Einsätze, selbst wenn er relativ häufig von der Ersatzbank eingreift, 25 Spiele in der Ligue 1, neun in der Champions League, drei im Pokal hat er für PSG beschritten, aber nur die Hälfte der möglichen Minuten gespielt. Die Torausbeute ist verbesserungswürdig, neunmal hat er getroffen - das ist wenig im Vergleich zu den 23 Toren und 17 Vorlagen in Frankfurt. Aber dafür spielt er halt für das beinahe zehnfache Gehalt auch in einer europäischen Spitzenmannschaft mit anderen Ansprüchen und Ambitionen - und entsprechender Konkurrenz. „So eine Konkurrenzsituation“, sagt Trainer Luis Enrique, „hatte er noch nie“.

Da ist nicht nur Kylian Mbappé, seinem Kumpel, der den Klub am Saisonende verlassen wird und zuletzt meist nur bei den wirklich wichtigen Spielen eingesetzt wurde, da sind noch Ousmane Dembelé, Ramos und neuerdings auch Bradley Barcola, ein Flügelstürmer, 21, von Olympique Lyon gekommen. Dazu hat der aus Bondy stammende Stürmer in Paris keine feste Position, mal wird er rechts, mal links am Flügel eingesetzt, mal als Mittelstürmer. Dazu kommt: Seine ganz große Stärke ist das Tempo, sind Konter, nur dominiert PSG meist die Partie, kommt kaum in Umschaltsituationen. Kombinationsfußball indes ist nicht die Sache des Kolo Muani, technisch hat er Defizite, er braucht Platz für seine atemraubenden Sprints. Er ist auf der Suche nach der Frankfurter Leichtigkeit.

Kredit bei Deschamps

Auch deswegen hat er, der seinen überstürzten Abschied in Frankfurt durch die Hintertür durch einen Streik quasi erzwungen hat, vor Wochen bei „Onze Modial“ gesagt, er sei heute in Paris zwar glücklich, „aber nicht so glücklich wie in Deutschland“. Dort, bei der Eintracht, war er unantastbar, er spielte immer, wurde auf Rosen gebettet, erfuhr Zuneigung, die Fans dichteten ein Lied für ihn um. So schnell wie er ist lange keiner mehr vom unbeschrieben Blatt aus Nantes zum Publikumsliebling in Frankfurt geworden, dank seiner Tore, seiner Explosivität, seines Einsatzwillens, einfach nicht zu stoppen. Umso enttäuschter waren viele über sein unschönes Ende in Frankfurt - das der Eintracht aber 95 Millionen Euro in die Kasse spülte, ein beeindruckender Deal nach wie vor. Einen Ersatz haben die Hessen nicht ansatzweise gefunden.

In der Equipe Tricolore, für die er 15 Spiele absolvierte, genießt Kolo Muani mehr Kredit, Didier Deschamps vertraut ihm, „er hat wahnsinnig viel Potenzial“, die Kritik an ihm sei überzogen. Den Durchbruch schaffte er bei der WM in Katar, mit einem Tor und einem bockstarken Auftritt im Finale gegen Argentinien. Zuletzt erzielte er für die Nationalelf beim 3:2 gegen Chile einen Treffer, beim 0:2 gegen Deutschland im März kam er erst spät zum Einsatz. „Paris ist ein wichtiger Schritt für ihn“, da werde er mehr gefordert als in Frankfurt, sagte der General.

Mit PSG hat sich Kolo gegen den BVB viel besser aus der Affäre gezogen, in der Gruppenphase gab es einen 2:0-Sieg und ein 1:1 in der Dortmunder Arena - Kolo Muani spielte sogar 90 Minuten.