Drama pur
Großer Kampf, riesige Enttäuschung – Fotos
Hessenliga: Flieden steigt nach 1:3 ab, Last-Minute-Schock für KSV
Nach dem starken 1:0 in Waldgirmes war Fliedens Trainer Zlatko Radic nicht auf Experimente aus, erstmals in seiner Amtszeit spielte die Buchonia in der gleichen Formation wie eine Woche zuvor. Sprich: Im 4-3-3-System hieß es kompakt stehen, vor allem in der Zentrale. Andererseits sollte in der Offensive auch genügend Wucht vorhanden sein. Und das Konzept ging auf: Auch wenn beide Teams in der Anfangsphase fußballerisch nicht brillierten, so hatte Flieden die erste dicke Chance, als Marc Götze sich auf links durchgesetzt hatte, Luca Gaul aber auf Höhe der Strafraumkante abschloss und knapp verzog (8.).
Von Kassel kam auch danach nicht viel, das Selbstvertrauen der Fliedener wuchs - und fand sein Ventil im brachialen Abschluss von Fabian Schaub, der pikanterweise nach einem Abstoß von Keeper Lukas Hohmann den Ball aus knapp 18 Metern ins kurze Eck drosch - 1:0, und das mit seinem schwachen rechten Fuß wohlgemerkt (26.). Schaub hatte danach auch mit links eine super Chance (28.), ehe die Buchonia auch einmal Fortuna benötigte, als Hohmann Marco Dawids Schuss noch an den Innenpfosten lenkte, Jon Mogge per Abstauber traf, aber der Kasseler Neuner seinen Jubel wegen eines Abseitspfiffes schnell abbrach (31.). Das Wunder schien ein gehöriges Stück nähergerückt, ehe die Buchonen, die schon längst in der Kabine waren, die bittere Kunde aus dem fernen Friedberg erreichte, das Türk Gücü mit dem Pausenpfiff in Führung gegangen war.
Hohmann-Brüder sind sich uneins
Doch den Fliedenern war das zunächst einmal egal, unverdrossen wurde auch nach der Pause jeder Zweikampf gesucht. Vor allem der nach Fuchsstadt abwandernde Tobias Bartel, der sein persönliches Fernduell mit Bruder Sebastian im Trikot der Friedberger ausfochtete, machte ein Riesenspiel und kochte Ex-Borusse Sebastian Schmeer, der am Weiher ohne den erkrankten ehemaligen Bundesligaprofi Mahir Saglik im Sturm ran musste, mehrfach ab. Ein anderer Ex-Borusse, Standardspezialist Ingmar Merle, rückte dann nach einer Stunde in den Vordergrund. Vier Minuten und einen Ballkontakt nach seiner Einwechslung flog der 29-Jährige nach Notbremse an Schaub vom Platz, wobei der daraus resultierende Freistoß von Drews nichts einbrachte.
Blöd nur, dass Flieden aus der Überzahl heraus nicht auf die Entscheidung drängen konnte, sondern Kassel sein Heil in der Offensive suchte. Und die Löwen trafen - und wie: Nach einer Rechtsflanke hatte Fliedens Schlussmann Lukas Hohmann den Ball schon sicher, ehe ihm Bruder Nico in die Quere kam, der Ball plötzlich wieder frei war und Tim Philipp Brander staubtrocken zum Ausgleich traf (69.). Danach herrschte tabula rasa auf dem Feld, Schmeer auf der einen, Schaub auf der anderen Seite hatten Riesenmöglichkeiten auf dem Fuß.
In Minute 79 nahm das Drama endgültig seinen Lauf: Erst setzte sich Sebastian Schmeer im Strafraum gegen Leibold durch - und verpasste mit seinem 2:1 den Buchonen nicht zum ersten Mal in seiner Laufbahn einen bitteren Dolchstoß. Nur eine Minute später drehten die Kasseler Fans dann völlig frei, weil Gießen das 1:0 durch Cem Kara gegen den Konkurrenten um die Aufstiegsrelegation, Bayern Alzenau, erzielt hatte. Freud, Hoffnung und Leid hielten sich in diesen Sekunden die Waage.
Und es wurde noch dramatischer: Gießen erhöhte auf 2:0, Kassel auf 3:1 - und mit Abpfiff am Weiher sackten beide Teams trotzdem zusammen. Denn Alzenau hatte in den Schlussminuten noch das 0:2 aufgeholt, und der Relegationsplatz war für die Löwen wieder futsch. Die Emotionen entluden sich danach total, Fliedener Fans jubelten und provozierten teilweise, die Kasseler Fans zürnten - und die Polizei musste ran. Ein unrühmliches Ende eines unfassbaren Fußballspiels. Schwacher Trost für Flieden: Da Türk Gücü gegen Baunatal mit 3:1 gewann, hätte nicht mal ein Sieg für den Ligaerhalt gereicht.
Die Statistik:
SV Buchonia Flieden: L. Hohmann - N. Hohmann, Leibold, Bartel (81. Hagemann), Kullmann - Gaul (55. Kreß), Zeller, Rumpeltes - Schaub, Götze, Drews (76. Hack).
KSV Hessen Kassel: Hartmann - Najjer, Allmeroth (57. Merle), Häuser, Brandner - Schwechel (76. Damm), Brill - Dawid (66. Milloshaj), Bravo Sanchez, Mogge - Schmeer.
Schiedsrichter: Christian Ballweg (Zwingenberg).
Zuschauer: 1700
Tore: 1:0 Fabian Schaub (26.), 1:1 Tim Philipp Brandner (69.), 1:2 Sebastian Schmeer (79.), 1:3 Jon Mogge (90.+4).
Rote Karte: Ingmar Merle (Hessen Kassel) wegen Notbremse (61.).


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