Hugo Larsson: Der Frühreife

10. April 2024, 16:14 Uhr

Längst unverzichtbar geworden im zentralen Mittelfeld der Eintracht: Hugo Larsson. © IMAGO/HMB-Media

Mittelfeldspieler Hugo Larsson entwickelt sich raketenschnell zu einem Leistungsträger - und er bekennt sich zu Eintracht Frankfurt.

Es ist noch nicht so furchtbar lange her, da war Hugo Emanuel Larsson ganz baff darüber, was er in jungen Jahren schon alles erreicht hat. Bundesliga spielen, Bayern München geschlagen, dabei ein Tor geschossen, mit Mario Götze, seinem Idol aus Kindertagen, in einer Mannschaft spielen, schier unglaublich, das alles sei „ein bisschen verrückt“, erzählte er staunend, selbst heute sagt er: „Ich habe sehr, sehr viel gespielt, viel öfter als ich es selbst erwartet habe.“ Fast wie im Rausch seien ihm diese ersten neun, zehn Monate in Frankfurt vorgekommen. „Ich genieße das wirklich, ich lebe im Moment.“ Und ein bisschen auch seinen Traum.

Am Samstag spielen Eintracht Frankfurt und Hugo Larsson beim so spektakulär auftrumpfenden VfB Stuttgart. „A tough game“, ein hartes Spiel, erwartet Larsson, das ist zwar nicht gerade Alltag für den 19 Jahre alten Profi aus Schweden, aber doch längst zur angenehmen Gewohnheit geworden: Spieltag für Spieltag in der Startformation zu stehen, in 32 Pflichtspielen, und das nicht als Mitläufer, sondern als einer der Pfeiler in einem Team, das inzwischen zunehmend seine Mitte, vielleicht seine Identität verloren hat. Hugo Larsson, der Überflieger aus dem südschwedischen Weiler Svarte, groß und früh erwachsen geworden in Malmö, ist - trotz einiger Wackler zuletzt - einer der wenigen Fixpunkte geblieben, einer, der für Balance und Ordnung im zentralen Frankfurter Mittelfeld eminent wichtig geworden ist.

„Es ist perfekt hier“

Und das merkte man besonders in jüngster Zeit, da der Dauerläufer mit einer Muskelverletzung ausfiel oder kürzer treten musste. „Es war meine erste ernsthafte Verletzung“, sagt Larsson, der ja erst zwei Profisaisons auf dem Buckel hat, die Adduktoren zwickten, womöglich fing er auch zu früh wieder an. Bestimmt aber war die Blessur, die erneut auf einer Länderspielreise auftrat, eine Reaktion auf die hohe Belastung und die raketenschnelle Entwicklung, die der Rotschopf genommen hat. „Mein Körper ist noch nicht ausgereift.“ An ihm, dem Jungspund, sucht und findet selbst der deutlich routiniertere Ellyes Skhiri eine Schulter, an ihm, dem Neuling, orientieren sich andere. Nicht umgekehrt, wie es ursprünglich geplant war.

Das spricht natürlich für das Phänomen Hugo Larsson, für seine außergewöhnliche Klasse, seine Reife, seine Fähigkeit, schnell zu lernen und sich ruckzuck anzupassen. Dabei sollte er langsam reinrutschen in seine Rolle, im Schatten der Erfahrenen Sebastian Rode, Skhiri oder auch Götze. Doch die Verletzungen von Rode und seine außerordentliche Spielintelligenz spülten den Nationalspieler sofort ins Team. Sein Marktwert liegt inzwischen bei 28 Millionen Euro, neun Millionen hatte die Eintracht für den 1,87 Meter großen Mittelfeldspieler an Malmö FF im Sommer überwiesen. Dass auch ihm unlängst ein paar Fehler unterliefen, sei ihm zugestanden. „Hugo marschiert mit seinen 19 vorneweg, spielt mutig, ist extrem laufstark und sammelt viele zweite Bälle auf“, lobt Trainer Dino Toppmöller seinen Aufsteiger, der es in 23 Bundesligaspielen bislang auf zwei Treffer und eine Vorlage gebracht hat, dazu kommen zehn weitere Partien in Conference League und Pokal. Und das Besondere: Für eine eher defensiver ausgerichteten Mittelfeldspieler kassierte er erst eine einzige Gelbe Karte - in drei Wettbewerben.

Dass es momentan im Frankfurter Umfeld gehörig rumort, dass es in der Liga spielerisch nicht rund läuft, ist natürlich auch an ihm nicht vorbeigegangen. Mit der Kritik kann er umgehen, im Zweifelsfall lässt er sich entsprechende Berichte nicht übersetzen, und bei Malmö FF, „dem FC Bayern München Schwedens“ habe er ebenfalls nicht immer angenehme Zeiten erlebt. Er sei dessen ungeachtet, zu „100 Prozent“ davon überzeugt, mit der Eintracht im nächsten Jahr wieder europäisch zu spielen. Und er wird dabei Teil der Mannschaft sein. Er hege keinerlei Absichten, im Sommer den Klub, etwa in Richtung England, zu verlassen, „ich fühle mich hier sehr, sehr wohl“. Dazu hat er, der Declan Rice vom FC Arsenal als aktuelles Vorbild sieht, einen Vertrag bis 2028 unterschrieben. „Es ist alles perfekt hier.“ Seine Entwicklung ist ja keinesfalls abgeschlossen, regelmäßig analysiert er mit Experten sein Spiel, sieht in der Antizipation noch Steigerungsmöglichkeiten und im Toreschießen. „Ich bin einer, der immer etwas versuchen will.“ Und Angst vor Herausforderungen hat der junge Kerl schon mal gar nicht.

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