Kaiser ist der König

Grandiose Torwartleistung sorgt für Derby-Sieg

23. Juli 2016, 20:29 Uhr

Der Leader ging wieder vornweg und feiert hier sein frühes Tor zum 1:0. Foto: Steffen Kollmann

Vor der neuen Rekordkulisse von 4500 Zuschauern konnte der TSV Lehnerz das Hessenliga-Derby gegen Borussia Fulda dank zweier ganz früher Tore mit 2:1 (2:0) für sich entscheiden und damit den Status der Nummer eins in Osthessen wahren. Am Ende war der Gastgeber allerdings auch mit Fortuna im Bunde, denn die Borussen waren drauf und dran den Ausgleich zu erzielen.

Personal, Taktik und Neuzugänge:

Henry Lesser ließ wie erwartet seine Lehnerzer mit Dreierkette spielen, schenkte dabei neben den arrivierten Sebastian Sonnenberger und Sebastian Kress Youngster Julian Pecks sein Vertrauen, der dies auch zurückzuzahlen wusste. Im zentralen Mittelfeld eroberte sich neben Niklas Breunung und Patrick Schaaf Kemal Sarvan den vakanten Platz, Alexander Scholz musste auf die Bank. Dort saß überraschend auch Alexander Reith, der aber nicht zum Einsatz kam, genauso wenig wie die Neuzugänge André Herr und Lukas Marvin Friedrich, Steven von der Burg bekam zumindest 20 Minuten Spielzeit im Angriff.

Während Lehnerz auch nach den Wechseln stets im eingespielten System verharrte, merkte Borussen-Coach Thomas Brendel schnell, dass sein 4-4-2 mit Mittelfeldraute nicht funktioniert. Mark Jaksch als einziger Sechser war gegen die zentralen Akteure des TSV in der Anfangsphase auf verlorenem Posten. Als Younes Bahssou früh verletzt runter musste (Oberschenkelzerrung), nahm Brendel diese Chance beim Schopfe und stellte auf 3-2-4-1 um. Das funktionierte nach kurzen Anlaufschwierigkeiten deutlich besser, Fulda nutzte die Überzahl in der Zentrale gerade nach der Pause sehr gut aus.

Von den Neuen durften Bahssou (Angriff), Markus Gröger (Abwehrchef) und Daniel Kornagel (linkes Mittelfeld) von Anfang an ran. Gröger zeigte, dass er mit dem aktuell verletzten Nikola Milankovic ein prächtiges Innenverteidiger-Pärchen bilden könnte, hatte aber wie beim 0:1 auch seine Probleme und auch Kornagel machte ein starkes Spiel. Eingewechselt wurde zudem Sebastian Alles ganz früh für Bahssou und spielte in der Zentrale sehr abgezockt und mit wenigen Fehlern.

Das Spiel:

Sollte halten, was es im Vorfeld versprach. Patrick Schaaf sorgte mit seinem Kopfballtor nach Vogt-Freistoß für den ultimativen Knallerstart nach nur drei Minuten. Lehnerz schraubte die Führung schon nach 15 Minuten hoch. Unter gütiger Mithilfe von Fulda: Pecks zog aus der Distanz ab, Tobias Wolf ließ prallen und Vedran Jerkovic, bedrängt von Jan-Niklas Jordan, köpfte über Wolf ins eigene Tor. Viel mehr klare Chancen hatte Lehnerz nicht - im gesamten Spiel.

Anders die Borussen, die zwar nur ganz schwer ins Spiel fanden, aber ab der 30. Minute die klar dominante Mannschaft war. Poredski (9.), Dennis Müller (30.) und Marcel Trägler (36.) scheiterten allerdings allesamt am überragenden Benedikt Kaiser im Lehnerzer Tor, dazu wurde Trägler ein Tor wegen Abseits die Anerkennung verwehrt (46.). Gegen Dennis Müllers Kopfball auf Beck-Flanke war allerdings auch Kaiser machtlos (58.). Nach dem Anschlusstreffer trieb Schaaf zwar seine Mannen an, aber Lehnerz war viel zu passiv und wurde auf eigenem Platz beherrscht. Doch der Ausgleich sollte nicht fallen, weil Jaksch aus fast 30 Metern nur die Latte traf (77.), Beck hauchzart vorbeischoss (81.) und Kaiser erst Becks Schuss stark aus dem Eck holte und dann noch einmal sensationell gegen Dennis Müller den Nachschuss hielt (90.+3).

Der Schiedsrichter:

Ansetzer Gerd Schugard hatte Timo Wlodarczak geschickt, der aus unserer Region als einziger Unparteiischer Regionalliga pfeifen darf. Extrem unaufgeregt pfiff der 28-Jährige das Spiel runter, war aber natürlich auch in einigen engen Situationen gefordert: Strittig war das 2:0, als Jordan Unglücksrabe Jerkovic von hinten hart an der Grenze bedrängte. Wlodarczak, ließ das passend zu seiner langen Leine laufen. Weiterspielen hieß es auch bei Dennis Müllers vermeintlichem Handspiel, als Lehnerz vehement Elfmeter forderte. Eine Bewegung zum Ball war nicht zu erkennen (28.). Viel diskutiert wäre sicherlich auch über die letzte Szene des Spiels worden, hätte Dennis Müller getroffen, denn er stand komplett blank vor Wolf. Wlodarczaks Assistent Tobias Lecke legte sich allerdings sofort fest: Kein Abseits. Insgesamt also eine starke Partie von Wlodarczak und seinem Gespann, das durch Carsten Dücker vervollständigt wurde. Ein ausgezeichnetes Händchen bewies er bei den persönlichen Strafen, die allesamt goldrichtig waren: Vier Gelbe Karten gab's gegen den TSV (Lesser, Jordan, Sarvan, Kaiser), nur eine gegen Borussia Fulda (Jaksch).

Die Stimmen:

Lesser sprach nachher von einem sehr, sehr glücklichen Sieg: "Ich bin aber auch ungemein stolz für die Leidenschaft, die meine Mannschaft an den Tag gelegt hat. Die zwei frühen Tore haben uns natürlich in die Karten gespielt, letztlich hatten wir aber heute das Glück auf unserer Seite und ich bin sehr froh, dass wir dieses Mal mit einem Sieg in die Saison starten konnten." Sein Gegenüber Thomas Brendel war natürlich enttäuscht: "Wir haben Lehnerz in der zweiten Halbzeit klar dominiert und im Griff gehabt, letztlich aber nicht die Tore erzielt."

Die Statistik:

Lehnerz: Kaiser - Pecks, Sonnenberger, Kress - Lesser, Vogt - Breunung (71. Scholz) - Schaaf, Sarvan - Mistretta (76. Odenwald), Jordan (61. Jordan).
Borussia Fulda: Wolf - Fuß, Gröger, Jerkovic, Beck - Jaksch - D. Müller, Kornagel - Pomnitz (75. M. Müller) - Poredski (24. Trägler), Bahssou (17. Alles).
Schiedsrichter: Timo Wlodarczak (ESV Weiterode).
Zuschauer: 4500.
Tore: 1:0 Patrick Schaaf (3.), 2:0 Vedran Jerkovic (15., Eigentor), 2:1 Dennis Müller (58.).

Autor: Johannes Götze

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