Torgranate-Analyse
Kaum Optionen auf ein Wunder
Hessenliga: Schlusslicht Fernwald abgeschlagen
Der Blick geht beim FSV Fernwald und Torhüter Stephen Jäckel nach unten. Der Gang in die Verbandsliga scheint wohl nicht mehr abwendbar. Foto: Charlie Rolff
So lief die bisherige Runde:
Als Stürmer Raffael Szymanski den FSV Fernwald am ersten Spieltag im Aufsteigerduell beim SV Neuhof in der 37. Minute mit 1:0 in Führung brachte, schien das Team aus dem Fußball-Kreis Gießen auf einem guten Startweg zu sein. Doch die Partie in der Kali-Gemeinde ging noch mit 1:2 verloren und im folgenden Heimspiel gegen Hadamar stand nach einem kuriosen Spielverlauf eine 5:6-Niederlage.
Bis Mitte September reihten sich die Negativerlebnisse aneinander, denn nach acht Niederlagen in Folge standen null Punkte zu Buche. Der SV Neuhof gewann auch im zweiten Spiel mit 2:0 und holte somit sechs seiner 13 Zähler gegen den Mitaufsteiger. Nach dem 2:4 in Waldgirmes, als Fernwald eine 2:0-Führung aus der Hand gab, erfolgte die Trennung von Meistertrainer Karl-Heinz Stete. Sein Assistent Benjamin Lock bekam die Verantwortung übertragen.
Zwar setzte sich die Niederlagenserie auch unter seiner Regie weiter fort, doch als so gut wie keiner mehr damit rechnete, landete Fernwald im Auswärtsspiel beim KSV Baunatal mit 4:0 den ersten Dreier mit Pauken und Trompeten, dem eine Woche später ein Unentschieden (1:1) gegen Aufstiegsanwärter Hessen Kassel folgte. Die vier Punkte waren ein Tropfen auf den heißen Stein, denn danach gab es weitere vier Niederlagen in Folge, auch wenn man Teams aus der oberen Tabellenhälfte wie Ginsheim (1:3) und Eddersheim (0:1) Paroli bot.
Auch der zweite Saisonsieg kam unerwartet und spektakulär daher, das 5:2 im vorgezogenen Spiel Ende Oktober gegen Türk Gücü Friedberg war aber auch nicht die Wende, denn bis zur Winterpause setzte es weitere fünf Pleiten am Stück, ehe bei den Friedbergern immerhin Punkt Nummer acht eingefahren wurde.
So haben die Neuzugänge eingeschlagen:
Der vom Mitte-Verbandsligisten FC Waldbrunn gekommene Torhüter Marvin Göltl absolvierte 14 Partien, sah aber in beiden Aufeinandertreffen mit Eintracht Stadtallendorf jeweils die Rote Karte. Aus der U19 von Bundesligist Werder Bremen schlug Innenverteidiger Luke Dettki auf dem Sportplatz an der Oppenröder Straße auf und avancierte mit 17 Einsätzen zum Stammspieler. Nicolas Strack - zuletzt bei Ligakonkurrent SC Waldgirmes - entpuppte sich indes neben Felix Erben mit sieben Toren als Torjäger. Dazu kamen noch fünf Vorlagen. Alle 21 Spiele war Rechtsverteidiger Mirco Geisler (SG Kinzenbach) dabei und steuerte vier Treffer bei. Ebenfalls aus Kinzenbach kam der offensive Mittelfeldspieler Max-Peter Mohr, dem jedoch in 17 Spielen kein Tor vergönnt war. Der erfahrene Linksaußen Antonyos Celik (Eintracht Stadtallendorf) kam auf acht Partien und zwei Tore.
In Erinnerung bleibt:
In der Verbandsliga Mitte war Fernwald mit sechs Punkten Vorsprung auf den TuS Dietkirchen Meister geworden. Eine Etage höher liegt der FSV zur Winterpause 15 Zähler hinter dem Mitaufsteiger zurück, der aktuell auf dem ersten Nichtabstiegsplatz steht und sich wesentlich besser in der höheren Spielklasse präsentiert hat. Dabei ist die Fernwälder Torsumme mit 33 Treffern gar nicht mal so schlecht, denn die acht davor platzierten Mannschaften haben allesamt weniger Tore geschossen. Allerdings hat der Tabellenletzte mit 56 Gegentoren die meisten der Klasse aufzuweisen. Auffällig waren auch die vielen vergebenen Führungen sowie die vielen Gegentore in der letzten Viertelstunde, was auf konditionelle Defizite vermuten ließ. Achtmal wurde nach einer Führung nicht gewonnen, meist sogar noch verloren. Das war auch beim SV Steinbach der Fall (2:3 nach 2:1-Führung). Besonders in Erinnerung bleibt das Spiel bei der SG Barockstadt, als Fernwald bis zur 78. Minute mit 2:0 vorne lag und die Fuldaer dann die Partie mit drei Toren in zehn Minuten noch für sich entschieden. Zuschauertechnisch fasst der in Fernwald-Steinbach gelegene und zehn Kilometer östlich von Gießen gelegene Sportplatz rund 2500 Besucher. Es steht neben einem Rasenplatz auch ein neuer Kunstrasen zur Verfügung. Der Besucherschnitt in der laufenden Runde ist trotz der schlechten Ergebnisse ganz passabel. Immerhin 190 Zuschauer sind Stammgäste bei den Heimspielen. Im gemütlichen Vereinsheim findet nach dem Spiel noch das sogenannte "Trainergespräch", eine verkappte Form einer Pressekonferenz statt.
Ausblick:
Es bedarf der Restrunde eines Aufstiegsanwärters, um angesichts von nur noch 13 Spielen drinzubleiben. Realistisch ist das freilich nicht, andererseits hat Fernwald nichts mehr zu verlieren und will sich ehrenhaft aus der Hessenliga verabschieden. Das Restprogramm beinhaltet im Mai auch noch Heimspiele gegen die osthessischen Vertreter SV Steinbach und SG Barockstadt. Fernwald liebäugelt noch damit, vielleicht bis zum Saisonende wenigstens noch die Rote Laterne loszuwerden. Von der SG Barockstadt II soll Winter-Neuzugang Lukas Marvin Friedrich dabei helfen. Im Sommer übernimmt dann der in der Region bestens vernetzte Trainer Daniyel Bulut, der bis zur letzten Saison beim Hessenligisten SC Waldgirmes tätig war. Er kennt sich in Fernwald bestens aus, schließlich war der 39-jährige Deutsch-Türke von 2010 bis 2013 zu erfolgreicheren Zeiten schon einmal dort Trainer und soll ab Sommer den Neubeginn - aller Voraussicht nach in der Verbandsliga Mitte - anleiten.


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