Kevin Trapp schwört Eintracht Frankfurt ein

16. April 2024, 16:26 Uhr

Erwartet ein „Schlüsselspiel“ gegen den FC Augsburg am Freitag: Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp. © IMAGO/Jan Huebner

Der Eintracht-Kapitän kann mit Schwarzmalerei nichts anfangen und stellt das Positive demonstrativ heraus: „Wir haben eine Riesenchance“

Es ist gewiss kein Zufall, dass Eintracht Frankfurt just in der Woche vor dem ersten Endspiel um Europa (Freitag gegen den FC Augsburg) zwei Führungsspieler aufs Podium des schicken Presseraums im schnieken Proficamp beorderte. Am Dienstag Kapitän Kevin Trapp. Am Mittwoch Altmeister Makoto Hasebe. Eine ungewöhnliche Medienoffensive. Aber eine nachvollziehbare.

Für den in diesen unruhigen Tagen schwer ins Schlingern geratenen Bundesligisten geht es jetzt auch um die Deutungshoheit und darum, ein paar Botschaften raus an die hypernervöse Schar der Fans zu senden. Und natürlich ist der Auftritt der Leitfiguren als Signal zu verstehen, es nicht einfach laufen zu lassen und sich an den dünnen Strohhalm der Hoffnung zu klammern, dass irgendwie schon alles gut werde. Wird es dann meistens nicht.

Die nach draußen transportierter Kunde ist klar: Jetzt gilt es. Jetzt ist die Mannschaft in der Pflicht. Jetzt soll sie es regeln – trotz dürftiger Leistungen zuletzt und einer massiven Unruhe rund um den Klub. Das Motto: Alle geben alles für das große Ziel: Platz sechs. Alles, was war, ist egal; Schnee von gestern. Was aus dem angezählten Trainer nach dieser Saison wird – geschenkt; Zukunftsmusik. Im Hier und Jetzt geht es ans Eingemachte.

Am Dienstagmittag nahm also Kevin Trapp, das Gesicht des Vereins und eine tragende Säule im gesamten Konstrukt, auf der kleinen Empore Platz und legte, was nicht anders zu erwarten war, einen souveränen und überlegten Auftritt hin. Nicht platt oder plakativ, dafür analytisch und erklärend, aber auch mit, siehe oben, ein paar klaren Botschaften. „Die erste Hälfte in Stuttgart war nicht akzeptabel, so gewinnst du kein Spiel. Das ist nicht das, was wir von uns erwarten“, sagte der Schlussmann zunächst in der Retrospektive. Was Kevin Trapp erwartet, schilderte er in den folgenden 35 Minuten. „Am Freitag geht es nicht um Taktik, sondern darum, nicht so viel nachzudenken, sondern einfach zu machen. Wir wollen als Team auftreten, uns gegenseitig unterstützen und positiv bleiben.“

„Die Mannschaft lebt“

Eines steht für den 33-Jährigen wie in Stein gemeißelt: „Wir dürfen die Leidenschaft und Emotion nicht verlieren. Wir müssen maximale Intensität abrufen und nicht einfach nur ein bisschen Fußball spielen.“ Das ist den Frankfurtern schon häufiger zum Verhängnis geworden, die Bedingungslosigkeit und absolute Widerstandskraft ließen sie zuletzt vermissen. Der Torwächter glaubt, dass die Gruppe die Zeichen der Zeit erkannt hat. „Die Mannschaft lebt, es ist uns nicht egal, was passiert. Wir werden so auftreten, dass wir es verdienen, international zu spielen. Davon bin ich überzeugt.“

Jeder Einzelne werde alles daran setzen, Platz sechs zu verteidigen. Doch, Halt. Mit dem Wort „verteidigen“ kann Trapp nichts anfangen. „Das ist mir zu negativ besetzt.“ Der Keeper stellt explizit und mehrfach das Positive heraus. Was fünf Spieltage vor Schluss durchaus verständlich ist.

Torhüter stützt Toppmöller

Klar laufe einiges nicht besonders gut, klar habe die Mannschaft einige Kritik einstecken müssen, aber das gehöre in dem Geschäft dazu, „das muss man abkönnen.“ Aber, und es ist ein großes Aber, das Kevin Trapp anbringt: „Wir haben immer noch die Riesenmöglichkeit, Platz sechs zu ergattern und international zu spielen. Auf uns warten fünf Highlightspiele, darauf sollten wir uns freuen.“

Man habe es immer noch in der eigenen Hand, „das ist ein Privileg“. Und nicht selbstverständlich. „Wir stehen direkt hinter den Klubs, die jedes Jahr Champions League spielen“, sagt Trapp und klammert den VfB Stuttgart aus. „Wir sind nach 29 Spieltagen Sechster – so viel falsch können wir nicht gemacht haben.“ Und Europa sei für die Eintracht noch immer etwas „ganz, ganz Besonderes, das darf nicht zur Normalität werden.“ Auch nicht, wie er findet, in der Draufsicht von außen.

Der Charakterkopf will die Auftritte nicht schönreden, er weiß, dass es um die Art und Weise geht, wie die Mannschaft häufig gespielt hat. „Früher waren die Spiele teilweise sehr wild.“ Das ist beim Publikum angekommen. Und doch, wirft Trapp ein, sei man stets zur gleichen Zeit in eine ähnliche missliche Situation gerutscht. „Letztes Jahr haben wir zehn Spiele hintereinander nicht gewonnen, davor waren wir Elfter. Unter Adi Hütter haben wir die Champions League verspielt.“ Und auch jetzt wieder: Murmeltierjahr. „Jedes Mal sitzen wir hier und fragen uns: Was passiert eigentlich gerade? Woran hängt’s?“ Diese Saison sei aber eine, für die er mildernde Umstände reklamiert. Der Trainer ist neu dazugekommen, dazu viele Spieler, die meisten unerfahren, nicht bundesligaerprobt und nicht mit der intensiven Spielweise vertraut. „Das ist eine junge Mannschaft mit Potenzial, die sich entwickelt und Zeit braucht.“

Jedem Einzelnen sei im Sommer, als das Transferfenster schloss, klar gewesen, „was auf uns zukommt“. Was Trappt meint: „Wir haben Spieler verloren, die alle Tore geschossen haben. Die sind alle weg.“ Daher seien viele von einer „Durchgangssaison“ ausgegangen. „Dafür ist Platz sechs nicht so schlecht. Ich sehe das positiv.“

Auch den in die Kritik geratenen Dino Toppmöller nimmt er in Schutz. „Das ist seine erste große Trainerstation.“ Er ziehe seine Linie nicht einfach gnadenlos durch, sondern hinterfrage, kommuniziere, sei offen. „Er hat ein gutes Gespür, was er anders machen kann oder muss.“ Das habe er in dieser Woche im Training schon einfließen lassen. „Ich finde, dass er sich seine Gedanken macht und reflektiert ist.“

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