Wie geht es in den Ligen weiter

Ligateilung in der Hessenliga?

04. Juni 2021, 09:00 Uhr

Schon bald kann wieder um die Wette gegrätscht werden. Doch in welchem Liga-Modell werden Lukas Hohmann (gelb) und Dominik Rummel aufeinandertreffen? Eine Ligateilung ist wahrscheinlich. Foto: Charlie Rolff

Wie geht es in der Saison 2021/22 weiter? Einfachrunde, Ligateilung, Quotientenregel? Wir stellen anhand der Hessenliga mögliche Modelle vor. Fakt ist: Der Verband möchte keine einheitliche Lösung.

Die Hessenliga umfasst 22 Vereine, die Verbandsliga Nord 17 und die Gruppenliga Fulda 19. In der Hessenliga kommt es in einer regulären Spielzeit zu 42 Ligaspielen. Zudem stehen Begegnungen des Kreis- und Hessenpokals an. Startet die Saison erst Mitte August, bedeutet es eins: Englische Wochen en masse. Alternative Spielmodelle sind gefragt. Dabei stehen bereits zwei Dinge fest. Eine einheitliche Lösung wird es in Hessen aufgrund der unterschiedlich großen Ligen nicht geben. Und: Das Spielmodell, das vor der Runde ausgegeben wird, muss genauso durchgezogen werden. Anpassungen oder Änderungen während der Saison sind nicht möglich.

Ligateilung

Wie würde eine Ligateilung in der Hessenliga aussehen? Wir haben einen solchen Spielmodus simuliert. Grafik: Michael Haipter, Ligateilung: Johannes Götze, Michel Ickler

Die Ligateilung löst das Problem der vielen Spiele in der Hessenliga. Statt 42 Begegnungen stehen mit Hin- und Rückrunde nur noch 20 Partien für die Hessenligisten an. Danach geht es in die Playoffs und Playdowns – und zwar für die Auf- und Abstiegskandidaten. Auf einen solchen Spielmodus hat sich zum Beispiel die Oberliga Rheinland-Pfalz/ Saar für die vergangene Spielzeit geeinigt, die ebenfalls abgebrochen wurde. Die aus 24 Mannschaften bestehende Liga wurde in eine Nord- und Süd-Staffel geteilt. In jeder Liga sollten alle Teams jeweils in Hin- und Rückspiel gegeneinander antreten, was zunächst 22 Spieltage bedeutet hätte. Danach sollten die sechs besten Teams jeder Staffel in einer gemeinsamen Aufstiegsrunde gegeneinander spielen, die sechs schwächsten Teams jeder Staffel in einer Abstiegsrunde. Die Punkte aus der bisherigen Saison hätten die Vereine mitgenommen. Mit wie vielen Mannschaften die Playoffs und Playdowns gespielt werden, obliegt dem Verband.

Vorteil:
Der Hessische Fußball-Verband (HFV) kann mit der Ligateilung auf Nummer sicher gehen. 20 Begegnungen bis zum nächsten Sommer sind machbar – selbst wenn es zu einer erneuten Saisonunterbrechung durch das Coronavirus kommt. Bei den Playoffs und Playdowns kann der Verband eine sichere und eine riskante Variante wählen. Die sichere ist, dass sich nur zwei oder drei Teams aus der jeweiligen Liga für die Playoff- und Playdown-Runde qualifizieren und anschließend den Meister und die Absteiger ausspielen. Die riskantere ist, dass sich alle Teams, wie in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, für die nächste Runde qualifizieren.

Nachteil:
Von einer Chancengleichheit kann nicht die Rede sein. Für die Hessenliga (siehe Grafik) kommt lediglich eine Teilung in Süd-West und Nord-Ost-Süd infrage. Eine Aufteilung in Nord und Süd ergibt von den zu bewältigen Distanzen keinen Sinn. Aber zurück zur logischen Teilung in Süd-West und Nord-Ost-Süd. Mit Stadtallendorf, Barockstadt, Alzenau und Hanau tummeln sich vier Aufstiegskandidaten in einer Staffel. Für Mannschaften wie Eddersheim oder Dreieich ist es in der Hessenliga Süd-West leichter, genügend Punkte für die Aufstiegsrunde zu sammeln. Im Gegenzug wird es für Neuhof, Hünfeld, Flieden und Steinbach schwieriger, die Klasse zu halten. Daher ist es nicht auszuschließen, dass ein Team absteigt, das sportlich in einer regulären Spielzeit auf Platz 13 oder 14 landen würde.

Einfachrunde

In einer Einfachrunde tritt jedes Team genau einmal gegen jeden Gegner an. In der Hessenliga würde jeder Verein 21 Spiele bestreiten. Beginnt die Saison Mitte August, bleiben bis Anfang Dezember 16 Wochenenden. Die restlichen fünf Begegnungen werden anschließend im neuen Jahr ausgetragen. Außerdem sind zehn Spiele in 2021 und zehn Spiele in 2022 denkbar. Sollten dem HFV die 21 Spiele für eine Saison zu wenig sein, kann nach der Einfachrunde eine Auf- und Abstiegsrunde – ähnlich der Ligateilung – gespielt werden.


Vorteil:
Zeitlichen Stress gibt es nicht. Wenn die Spielzeit 2021/22 wie sonst üblich Ende Mai beendet sein soll, hat die Hessenliga neun Monate Zeit, um die Begegnungen zu absolvieren. Werden drei Monate Winterpause herausgerechnet, bleiben 21 Spiele in 26 Wochen. Passt wie die Faust aufs Auge! Die Belastung für Spieler und Mannschaften ist gering, das Verletzungsrisiko wird minimiert. Zudem bleibt den Mannschaften genug Zeit, um an einem Pokalwettbewerb teilzunehmen. Hinzu kommt, dass nach einer Einfachrunde eine Bewertungsgrundlage zugrunde liegt. Ferner darf nicht vergessen werden, dass die Fußballer aus einer Pandemie kommen. Das Thema Urlaub und Reisen ist bei vielen Sportlern präsent. Ein spielfreies Wochenende kommt einigen Teams zugute.


Nachteil:
Eine Mannschaft hat nur wenige Spiele Zeit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Jeder Sportler braucht mehr oder weniger Vorbereitung, um nach einer solch langen Pause Fuß zu fassen. Ausrutscher können sich Mannschaften nicht erlauben, sie müssen von Tag eins an funktionieren. Um einen schlechten Start auszugleichen, bleiben kaum Gelegenheiten. Deshalb stellt sich die Frage: Reicht eine Einfachrunde, um eine faire Bewertung herbeizuführen? Hinzu kommt die Frage des Heimrechts: Welcher Verein darf im Derby auf heimischen Platz antreten – wichtig mit Blick auf die Einnahmen.

Regulärer Spielbetrieb

Der Klassenleiter setzt die Spieltage einer regulären Saison an. Pro Halbjahr gibt es zwei bis drei Englische Wochen, ansonsten wird am Wochenende gespielt. Der HFV gibt anschließend einen Stichtag aus, an dem die Saison beendet und gewertet wird. Möglich ist der 5. Juni 2022. Wenn in einer Liga zu diesem Zeitpunkt nicht alle Spiele ausgetragen wurden, wird die Quotientenregelung angewendet. Zuvor muss von Seiten des HFV ein Prozentsatz ausgegeben werden, wie viele Partien für eine Wertung notwendig sind. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sieht eine faire Bewertungsgrundlage als gegeben, sobald 50 Prozent der Spiele absolviert wurden. Eine Richtlinie, an der sich der HFV orientieren kann.

Vorteil:
Weder die Vereine noch der Verband haben Zeitdruck. Kommt es noch einmal zu einer coronabedingten Unterbrechung, ist klar geregelt, wann die Saison abgebrochen und wann sie gewertet wird. Englische Wochen sind nicht nötig, da nicht alle Spiele gespielt werden müssen. Ein neuer Modus ist nicht vonnöten, der Schritt in Richtung Normalität erkennbar.

Nachteil:
Wer spielt wann gegen die Topteams der Liga? Was ist, wenn sich Barockstadt und Dreieich um den Aufstieg streiten und ein Team mit minimalem Vorsprung durch die Quotientenregel aufsteigt? Ein genauer Blick wird auf das Restprogramm gerichtet, eine sportlich faire Wertung infrage gestellt.