Niederlagenserie von Rot-Weiss Walldorf setzt sich fort

30. September 2023, 09:09 Uhr

Toni Reljic, hier noch im Trikot von Hessen Dreieich, steuerte zwei Treffer zum Erfolg von Türk Gücü Friedberg bei. © Ralph Kraus

Rot-Weiß Walldorf musste am Freitagabend in der Hessenliga nach einem ungewöhnlichen Spielverlauf schon die fünfte Pflichtspielniederlage in Folge hinnehmen. Gegen Türk Gücü Friedberg unterlag der Verein aus dem Kreis Groß-Gerau mit 2:3 (2:1) und dürfte sich damit erstmal von der Spitzengruppe verabschiedet haben.

Türk Gücü Friedberg derweil mit diesem Auswärtssieg gestärkt in das Spitzenspiel am kommenden Dienstag gegen den derzeitigen Überraschungs-Tabellenführer Hünfelder SV. Es war so ein Spiel, wie man es vorher nicht erwartet hatte. Als in der 90. Minute der Regen einsetzte, verteidigte Rot-Weiß Walldorf beim Stande von 2:2 mit neun verbliebenen Spielern leidenschaftlich das eigene Tor. Bereits in der ersten Hälfte hatte Tom Kohnhäuser die Gelb-Rote Karte erhalten (40.). Umstritten aus Sicht der Platzherren, denn der gelbvorbelastete Spieler drehte sich nach einem Ausball weg und spielte ihn einige Meter weiter. Das wertete der Schiedsrichter als Ballwegschlagen und stellte den Akteur vom Platz. Der zweite Platzverweis betraf Kapitän Nikola Mladenovic in der Schlussphase wegen wiederholten Foulspiels (84.).

Hessenliga: Niederlagenserie von Rot-Weiss Walldorf geht weiter

Nach dem zweiten Platzverweis blieb dem Team von Trainer Artur Lemm erstmal keine andere Wahl, als sich mit den neun verbliebenen Spielern in die eigene Hälfte zu stellen, um das Unentschieden zu verteidigen. Die Kreisstädter warfen alles nach vorne, brachten es aber aus dem Spiel nicht fertig, den Siegtreffer zu erzielen. Sie benötigten letztlich einen Foulelfmeter, um aus dieser ungewöhnlichen Partie als Sieger hervorzugehen. Nachdem Daniel Henrich gefoult worden war, übernahm der Kapitän die Verantwortung und verwandelte sicher (90.+4). Damit machte sich Henrich selbst und der Mannschaft ein Geschenk, denn es war der 32. Geburtstag des früheren Dreieichers.

Doch der Reihe nach: Gleich zu Beginn gab es Chancen im Minutentakt auf beiden Seiten. Walldorf agierte mit der typischen intensiven Spielweise auf dem heimischen kleinen Kunstrasenplatz. Die Führung der Friedberger entstand, weil die Gastgeber Kamil Yikilmaz auf der linken Seite zu viel Platz ließen und auch der in der Mitte stehende Toni Reljic nicht eng genug gedeckt wurde. Sein Distanzschuss landete abgefälscht hinter RW-Torhüter Paul Harbrecht im Tornetz (10.). In der Folge vergab Walldorf einige Möglichkeiten zum 1:1, die größte durch Alexander Vogler, der sich dabei schwerer verletzte und ausgewechselt werden musste. Es kam mit Ephraim Eshele ein Neuzugang, der am Donnerstagabend beim Spiel der Verbandsliga Süd von RW Walldorf II gegen den FFV Sportfreunde (3:2) bei seinem Pflichtspieldebüt mit zwei Toren auf sich aufmerksam gemacht hatte. Artur Lemm belohnte den Galauftritt mit einem Kaderplatz im Hessenliga-Aufgebot und wechselte den 2,04 Meter großen Hünen in der 18. Minute für Vogler ein, der vom Krankenwagen abgeholt wurde.

Übrigens jener Eshele, der vor zwei Jahren im Trikot von Eintracht Stadtallendorf mit drei Toren beim 3:0-Sieg im Stadion Johannisau beim Hessenliga-Topspiel die SG Barockstadt im Alleingang abschoss. Bis Sommer versuchte sich Eshele bei Hansa Rostock II, nun ist er in Walldorf der Hoffnungsträger. Die Friedberger Gegenspieler staunten da nicht schlecht, als der eher wie ein Basketballspieler wirkende Hüne ins Spiel kam und sich gleich eine Möglichkeit erarbeitete. Der Ausgleich fiel dann nach einer Ecke mit einem Kopfball von Innenverteidiger Marvin Redl (21.). Und nach einer weiteren Ecke fehlte die Zuordnung bei den Friedbergern und Mahdi Mehnatgir traf aus dem Hinterhalt zum 2:1 (33.). Reljic, dem nach Lemms Geschmack seine Spieler zu viele Torschüsse gestatteten, hatte danach die Ausgleichschance und dann war Walldorf, das neben seinen vier Hessenliga-Pleiten in Folge auch im Hessenpokal bei Verbandsligist Germania Ober-Roden ausgeschieden war (2:3), schon in Unterzahl. Friedberg wollte und musste jetzt kommen und schaffte mit einem „Strahl“ von Reljic aus 18 Metern auch zeitig das 2:2 (56.). Lemm gab erneut die Anweisung, Reljic öfter am Torabschluss zu hindern. Nach diversen Wechseln auf beiden Seiten wäre Walldorf mit dem Remis zufrieden gewesen, erst recht nach dem zweiten Platzverweis. Der Walldorfer Coach ordnete nun an, mit allen Spielern in der eigenen Hälfte zu bleiben. Den Gästen gelang es trotz bester Möglichkeiten nicht, den Ball im Tor unter zu bringen, bis Henrich im Sechzehner fiel und den fälligen Foulelfmeter versenkte.

Mit der letzten Aktion hätte Walldorf sogar mit neun Mann noch zum 3:3 kommen können. TGF-Trainer Enis Dzihic ließ sich auf der Pressekonferenz wegen einer privaten Angelegenheit entschuldigen. Nachdem zuerst der spielende Co-Trainer Patrick Schorr angekündigt wurde, erschien Torwarttrainer Robert Cue zur Verwunderung der Walldorfer im Presseraum. „Wir sind ganz gut ins Spiel gekommen, haben nach dem 1:0 aber nachgelassen. Die zwei Platzverweise haben uns sicherlich in die Karten gespielt. Das waren zwei Mannschaften auf Augenhöhe“, teilte Robert Cue mit. Artur Lemm konnte da etwas präziser werden: „Das Spiel war relativ fair, die Verletzung Voglers war unglücklich. Deswegen betrachte ich die zwei Hinausstellungen als fragwürdig. Der Schiedsrichter war mit Sicherheit kein Heimschiedsrichter. Alles, was in die andere Richtung hätte gehen können, war gefühlt gegen uns. Er hätte uns vor dem ersten Platzverweis einen klaren Elfmeter geben müssen, das wäre das 3:1 gewesen. Wir haben schon gut mannschaftlich geschlossen verteidigt in Unterzahl. Am Ende frisst du diesen Elfmeter. Die Mannschaft hat gefighted, aktuell haben wir das Spielglück nicht mehr. Ein 2:2 wäre ein gerechtes Ergebnis gewesen. Jetzt brauchen wir in den kommenden Spielen Mentalität, und die haben wir.“ Am Dienstag geht es für Walldorf zum FC Bayern Alzenau, wo Lemm in der letzten Regionalliga-Zeit der Unterfranken als Coach tätig war.

RW Walldorf: Harbrecht; Kohnhäuser, Thomasberger, Redl - Robotta (82. Schmitt), Özer (71. Velosa), Enders, Rebner (90.+1 Schuller), Mladenovic - Mehnatgir, Vogler (18. Eshele/86. Park). Türk Gücü Friedberg: Koob; Izberovic, Usic, Dudda - Henrich, Yikilmaz (69. Zouaoui), Jost (64. Kraus),Takenaka (90.+5 Letica), Schorr (79. Morlac) - Michel, Reljic (90. Häuser). Schiedsrichter: Felix Ebert (TSG Kirtorf). Zuschauer: 237.  Tore: 0:1 Toni Reljic (10.), 1:1 Marvin Redl (21.), 2:1 Mehdi Mehnatgir (33.), 2:2 Toni Reljic (56.), 2:3 Daniel Henrich (90.+4, Foulelfmeter). Gelb-Rote Karten: Tom Kohnhäuser (40.), Nikola Mladenovic (84.), beide Walldorf.

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