Pflanz in Saudi-Arabien? „Das wäre mir zu stressig geworden“

26. August 2023, 09:05 Uhr

Markus Pflanz (links) mit Hansi Flick - der Bundestrainer durfte sich durchaus kritische Fragen vom Langenschwärzer gefallen lassen. Foto: privat

Im Sommer 2020 gab Markus Pflanz seinen Job beim Fuldaer Finanzamt auf, um als Profifußballtrainer zu arbeiten. Drei Jahre später ist der Langenschwärzer vereinslos - eine neue Situation für den 47-Jährigen, der als Co- und Interimstrainer bei den belgischen Erstligisten KV Oostende und VV St. Truiden gearbeitet hat.

Drei Jahre lang standen Sie fast täglich auf dem Fußballplatz, nun sind Sie vereinslos. Wie gehen Sie mit der Situation um und wie nutzen Sie ihre neu gewonnene Zeit?

Die vergangenen Wochen sahen so aus, dass ich viel Zeit zuhause mit meiner Familie verbringen konnte. Es gab einige Anfragen, aber das, was ich machen wollte, hat sich leider im letzten Moment zerschlagen. Und alles andere wollte ich nicht. Ansonsten bin ich zwischendurch in Belgien, weil ich Unterricht habe. Ich mache derzeit meine Pro-Lizenz – umgangssprachlich Fußballlehrer. Die braucht es, um auf höchstem Niveau trainieren zu können. Seit einem Freitag im März, an dem ich die Zusage erhalten habe, darf ich jede Mannschaft der Welt trainieren – Tags zuvor nur bis zur Regionalliga. Das ist schon paradox, da ich allein durch die Zusage nicht unbedingt schlauer geworden bin.

Wie kommt es, dass Sie die Ausbildung in Belgien machen - und nicht etwa in Deutschland?

Ich finde das Modell dort besser und habe mich aus mehreren Gründen nur in Belgien beworben. Ich habe keinerlei Interesse daran, meine Pro-Lizenz in Deutschland zu machen. Der Chefausbilder für die höchste Trainerlizenz, die man im Fußball absolvieren kann, hat selber nie als Cheftrainer gearbeitet. Noch nicht mal im Amateurbereich! (Daniel Niedzkowski, Anm. d. Red.). Was soll ich von ihm lernen? Praktiker müssen von Praktikern ausgebildet werden, nicht von Theoretikern. Zum anderen empfinde ich die Preise als frech. Der Lehrgang an sich kostet 31.000 Euro, mit Unterbringung und Verpflegung. Für alle Lizenzen, die man vorher benötigt, kann man noch mal 24.000 Euro draufrechnen. Auch den Zulassungskriterien stehe ich sehr negativ gegenüber. Das neu eingeführte Punktesystem grenzt viele talentierte Trainer aus. Es wird ein gewisser Personenkreis bevorzugt. Das habe ich kürzlich auch bei Hansi Flick kritisiert, als ich ihn beim Internationalen Trainer-Kongress in Bremen getroffen habe.

Wie hat der Bundestrainer auf die Kritik reagiert?

Vielleicht waren ihm einige Dinge gar nicht so bewusst. Er ist ein sehr netter Kerl und angenehmer Mensch. Ich habe ihn gefragt, ob ich bei der Nationalmannschaft hospitieren könnte, und er hat mir nach unserem Gespräch eine E-Mail-Adresse der zuständigen Person hinterlassen. Mein Problem ist, dass ich kein Netzwerker bin. Dabei zählt heutzutage leider nicht mehr das, was man kann, sondern nur noch, wen man kennt.

Wird es klappen mit der Hospitation bei der DFB-Elf?

Die Mail habe ich geschrieben, ich warte noch auf eine Antwort. Mit Marco Rose habe ich ebenfalls gesprochen, ich könnte die Hospitation auch bei RB Leipzig machen. Wir müssen nur noch ein Datum finden. Wenn es nach mir ginge, hätte ich sie schon hinter mich gebracht. Aber es bleibt noch genug Zeit, zumal die Ausbildung über 15 Monate geht.

Trotz Ihrer Ausbildung könnten Sie weiter als Trainer arbeiten. Würden Sie lieber heute als morgen bei einem neuen Verein anheuern?

Wenn es passt, würde ich sehr gerne wieder einsteigen. Es ist nicht so, dass mein Akku wieder aufgeladen werden muss, der ist immer voll.

Welche Rolle wollen Sie in Zukunft einnehmen? Wie in den vergangenen Jahren als Assistent- oder lieber als Cheftrainer?

Beides hat seinen Reiz. Mittelfristig sehe ich mich eher als Cheftrainer. Dennoch würde ich auch wieder als Co-Trainer arbeiten. Diese Rolle hat mir sehr viel Spaß gemacht. Man leitet viele Einheiten, während der Cheftrainer auch viele Aufgaben abseits des Platzes zu bewältigen hat – beispielsweise Pressetermine. Dann muss man sich auf seinen Co-Trainer aber blind verlassen können.

Sehen Sie sich künftig eher im In- oder Ausland?

Da bin ich flexibel. Ich hatte eine Anfrage aus Saudi-Arabien, die ich allerdings abgelehnt habe. Das wäre mir, mit dem Hintergrund meiner Pro-Lizenzausbildung und der damit einhergehenden Hin- und Rückfliegerei, zu stressig geworden. Ich möchte natürlich so hoch es geht trainieren, es ist mir aber auch bewusst, dass die Fußballwelt nicht unbedingt hochjauchzend und voller Ungeduld auf mich wartet.

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