TSV durchlebt schwere Zeiten: „Wir bluten aus“

15. März 2024, 12:18 Uhr

Samet Selmani hat als Vorsitzender des TSV Arzell noch eine Menge Arbeit vor sich, was die kommende Runde angeht. © Ralph Kraus

Seit 2018 ist Samet Selmani Vorsitzender beim TSV Arzell. Nach einer super Saison 2022/2023 mit der Krönung Meisterschaft samt Aufstieg hat sich der Wind gedreht. In der A-Liga Hünfeld/Hersfeld ist Arzell abgeschlagen Letzter und kämpft um den Fortbestand seiner Fußball-Abteilung.

18 Spiele, 18 Niederlagen, weit abgeschlagen Letzter. Wie konnte es nach dem Erfolg im Sommer so weit kommen?

Es kam eins zum anderen. Bis zum 15. Mai mussten wir uns ja entscheiden, ob wir den Aufstieg wahrnehmen wollen oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt waren wir sportlich aber noch nicht mal durch. Unser damaliger Trainer Martin Pachowski hatte schon im März seinen Wechsel nach Burghaun bekanntgegeben , die Spieler wollten wir unbedingt halten. Dann waren aber plötzlich doch sechs ganz wichtige Spieler aus den verschiedensten Gründen weg. Da konnten wir froh sein, dass über unseren neuen Trainer Kemal Kocum wenigstens vier neue Spieler dazukamen. Sonst würde es jetzt noch enger aussehen.

Wie viele Spieler umfasst der Kader?

Wenn alle da sind, dann wären wir 19 Mann. Aber das ist nie der Fall. Sonntags sind wir froh, wenn wir 15 Spieler sind.

Warum konnte man die Leute im Sommer nicht halten?

Es lag einiges im Argen, nachdem der Trainer schon früh seinen Wechsel bekanntgab. Da gingen dann die Diskussionen los. Alex Stoz kommt ja aus Burghaun und ist dann mitgegangen, Kittichai Gutberlet ist einer der besten Kumpels des Trainers. Der nächste hat Freunde bei einem anderen Verein und ist deshalb weg. Unser damaliger Torwart wohnt in Geisa und ist jetzt dorthin gewechselt.

TSV Arzell als Tabellenletzter vor ungewisser Zukunft

Wie will man es schaffen, dass die Köpfe halbwegs oben bleiben?

Wir werden auch privat von allen Seiten angesprochen und gefragt, was da bei uns los ist. Es reicht eben auch vom Potenzial her aktuell nicht. Da gilt es, dass wir als Vorstandsteam präsent sein müssen. Wenn du – so wie jetzt gegen Praforst – eine 1:10-Klatsche bekommst, dann wird es schwer. Aber es war uns vorher klar, dass so etwas passieren kann. Wichtig ist, dass wir viel mit den Spielern reden. Das macht der Trainer hervorragend. Dazu zieht das fünfköpfige Vorstandsteam an einem Strang. Als Beispiel würde ich hier Peter Bott nennen, der als zweiter Vorsitzender und Betreuer der Mannschaft einen super Job macht. Mehr können wir nicht tun.

Wie nehmen die Zuschauer den TSV Arzell wahr? Man hört, es sei sonntags sehr überschaubar.

Wenn Erfolg da ist, dann kommen mehr Zuschauer, nun logischerweise nicht. Wir hatten jahrelang eine tolle Rentnerbande, die auch viel rundherum für den Verein gemacht haben. Leider sind viele davon inzwischen verstorben. Diese Leute fehlen uns total. Wir haben von den Generationen eine riesige Lücke.

Durch den Zusammenschluss von Großenbach, Kirchhasel und Roßbach wird es keinen Absteiger geben. Soll heißen: Auch ohne Punkt würde Arzell in der A-Liga bleiben. Will man das oder denkt man an einen Rückzug?

Wir versuchen alles, es wieder hinzubekommen. Aber vielleicht ziehen wir tatsächlich zurück. Der Vorstand versucht sein Möglichstes. Dazu gehören aber auch die Spieler. Wir sprechen aktuell mit möglichen Neuzugängen, aber wir können nicht mit Rekorden blenden wie vielleicht andere.

Kann es sein, das die Lichter in Arzell in naher Zukunft sogar ausgehen?

Wir sind Realisten und versuchen alles, dass dies nicht passiert. Aber wir bluten aus – und das seit vielen Jahren. In der Jugend haben wir bei der JSG Eitratal von den A- bis D-Junioren 14 Spieler, die noch aktiv sind. Das ist zu wenig.

Wie ist der TSV Arzell in Sachen helfende Hände aufgestellt?

Wiederkehrende Aufgaben, wie beispielsweise das Mähen, sind organisiert. Das klappt hervorragend. Wir haben aber ein riesiges Gelände, das viel Pflege braucht. Ich denke da an Arbeiten wie die mit dem angrenzenden Wald. Da müssen Äste geschnitten und Ordnung geschafft werden. Auch dieses Jahr sind wieder Bäume umgefallen. Da muss man dann schon eine größere Aktion starten. Glücklicherweise haben wir im Verein etwa 300 Mitglieder, knapp ein Drittel davon gehören zum Fußball. Das funktioniert.

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