Regionalliga: Trier steigt auf

Zwei Tore, zwei Platzverweise, ausverkauftes Haus

14. Juni 2022, 20:40 Uhr

Der Moment des großen Glücks: Robin Garnier hat soeben das 1:0 für Eintracht Trier erzielt und somit den Aufstieg in die Regionalliga Südwest besiegelt. Der Anschlusstreffer der Stuttgarter Kickers kam zu spät. Foto: Tobias Konrad

Eintracht Trier ist zurück in der Regionalliga Südwest: Der ehemalige Zweitligist hatte in einem hochemotionalen Duell gegen die Stuttgarter Kickers am Ende das bessere Ende für sich – vor allem, weil die Kickers ihre Nerven nicht im Griff hatten und sich durch gleich zwei Platzverweise selbst aus dem Rennen warfen.

Die Ausgangslage war klar: Eintracht Trier langte nach dem 5:0-Sieg in Stadtallendorf bereits ein Remis im heimischen Moselstadion für den Aufstieg in die Regionalliga Südwest, während die Stuttgarter Kickers zum Siegen verdammt waren, da sie „nur“ 3:0 zuhause gegen Stadtallendorf siegen konnten. Beide Teams hatten eine fantastische Saison gespielt und waren jeweils punktgleich hinter Wormatia Worms (Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar) und SGV Freiberg (Oberliga Baden-Württemberg) nur Zweiter geworden. Trotz Heimvorteil und besserer Ausgangslage galt Eintracht Trier nicht unbedingt als Favorit, denn der ehemalige Bundesligist Stuttgarter Kickers verfügt über eine Profimannschaft, der schon in der abgelaufenen Saison Regionalliga-Format bescheinigt worden war.

Doch Eintracht-Coach Josef Cinar hatte vollmundig verkündet: „Wir sind Eintracht Trier und spielen im Moselstadion.“ Und genau diese Tatsache sollte sich auszahlen, denn die Kickers behielten vor ausverkauftem (!) Tollhaus keinen klaren Kopf. Zumindest nicht Kapitän Nico Blank und Innenverteidiger Denis Zagaria: Das 25-jährige Eigengewächs Blank handelte sich nach einer halben Stunde Gelb-Rot ein, weil er binnen sechs Minuten gleich zweimal taktisch foulte. Schiedsrichter Christian Ballweg aus dem hessischen Alsbach lag dabei goldrichtig, vielmehr hätte der ins Stolpern geratene Blank nie und nimmer mehr in das Duell gegen Jason Kaluanga gehen dürfen. Kaluanga feierte den Platzverweis wie ein Tor.

Der Kapitän und der Innenverteidiger fliegen

Nicht minder unnötig war Zagarias Platzverweis knapp 20 Minuten vor Schluss: Im Aufbauspiel unterlief ihm ein einfacher technischer Fehler und er musste den Ball mit der Hand stoppen, damit Dominik Kinscher nicht allein auf das Tor zugeht. Vielleicht sogar eine glatt Rote Karte, aber das interessierte niemanden, denn Trier wusste nun: das 0:0 reicht und wir spielen in doppelter Überzahl.

Noch in Gleichzahl waren die Gäste näher am Führungstreffer. Insbesondere Zagaria, der zunächst einen direkten Freistoß aus 27 Metern super trat, aber an Eintracht-Keeper Denis Wieszolek scheiterte – und bei der darauffolgenden Ecke traf Zagaria gar noch den Innenpfosten (27.). Und Trier? Lauerte gegen etwas aktivere Kickers auf Umschaltsituationen, hatte aber ebenfalls die besten Gelegenheiten nach Standards. Zwei in Folge stark getretene Ecken klärten erst Niklas Kolbe gegen Robin Garnier und anschließend Keeper Roman Castellucci (17.).

Ex-Kicker Garnier trifft

Durchgang zwei war hingegen ein Scheibenschießen auf Castelluccis Tor. Kickers-Trainer Mustafa Ünal versuchte sein Team zwar bedingungslos nach vorne zu peitschen, aber das Spiel gestalte Trier und hatte auch die ganz dicken Gelegenheiten. Doch drei Minuten vor Schluss brachen doch noch alle Dämme: Ausgerechnet der gebürtige Trierer Robin Garnier, der schon für die Kickers spielte, traf nach einer abgewehrten Ecke aus der Distanz ins Glück. Danach war alles klar. Zumindest fast, denn Mijo Tunjic erzielte kurz vor Abpfiff den letztlich bedeutungslosen Ausgleichstreffer – auch weil Kevin Dicklhuber hatte mit dem Abpfiff noch eine Halbchance vergab.

Phänomenal war die Stimmung im Trierer Moselstadion: Bereits ein Tag vor dem Spiel meldete die Eintracht, dass die Tageskassen voraussichtlich geschlossen bleiben müssen, weil 7500 der 8300 Tickets bereits im Vorverkauf weggingen. Und es bewahrheitete sich tatsächlich: Wenige Stunden vor dem Spiel meldete Trier: Ausverkauftes Haus im Moselstadion, in dem gar das Gästekontingent mit knapp mehr als 1000 Tickets ebenfalls völlig ausgeschöpft war.

Normalerweise passen ins Moselstadion etwas mehr als 10.000 Zuschauer, allerdings wurde aufgrund sicherheitsrelevanter und organisatorischer Gründe das Fassungsvermögen auf 8300 Zuschauer gesenkt. Die Fans, Trier in dunkelblau und Stuttgart in einem etwas hellerem Blauton, sorgten für eine Stimmung, die mit Oberligafußball nichts mehr gemein hatten. Den Aufstieg, ja den hätten beide Fanlager verdient gehabt.

Die Statistik:

Eintracht Trier: Wieszolek; Kaluanga (83. Bibaku), Maurer, Thayaparan, Heinz – Garnier – Debrah (13. Wimmer, 83. Brodersen), Kinscher (74. Wrusch), Roth, König – Brandscheid (74. Esmel).
Stuttgarter Kickers: Castellucci; Riedinger (83. Baroudi), Zagaria, Kolbe, Kammerbauer – Campagna (83. Campagna), Blank – Braig (69. Moos), Colic (54. Reisig), Riehle (69. Tunjic) – Dicklhuber.
Schiedsrichter: Christian Ballweg (FC Alsbach).
Zuschauer: 8300 (ausverkauft).
Tor: 1:0 Robin Garnier (87.), 1:1 Mijo Tunjic (90.+3).
Gelb-Rote Karten: Nico Blank (30.), Denis Zagaria (73., beide Stuttgarter Kickers).

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