Fuldaer Kicker gründen Podcast

Die Balljünger

10. Juni 2021, 09:00 Uhr

Aus einem Spaß wurde Realität: Jan Hendler (links) und Nils Wagner haben ihren eigenen Fußball-Podcast gegründet. Foto: Michel Landmann

Podcasts, oder besser gesagt längere Audiobeiträge, sind auf dem Vormarsch. Ob Sex, Politik oder Fußball – die Welt hört über alle Themen Podcasts. Mit von der Partie: Die zwei Kicker Jan Hendler (SV Großenlüder) und Nils Wagner (TSV Künzell), die ihren eigenen Fußball-Podcast ins Leben gerufen haben.

Die Herrschaften im Generalvikariat haben sich sicherlich die Augen gerieben. Zwei Jungs, die sich selbst als Jünger bezeichnen und in gewisser Weise eine Botschaft verbreiten. Und das auch noch inmitten des christlichen Fuldas. Mit dem Christentum haben die zwei Protagonisten Jan Hendler und Nils Wagner aber nur wenig am Hut. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich nämlich um den Podcast Balljünger. Zugegeben: Der Name lässt im konservativen Fulda aufhorchen. Dabei haben Hendler und Wagner durchaus etwas mit den elf Jüngern gemein: Das Überbringen von Nachrichten, das Hochleben eines Messias und der kritische Blick auf Judas. Aber – vorerst – genug mit den christlichen Vergleichen. Der Name ist schließlich aus Zufall entstanden. „Wir sind noch jung und wollten diese Tatsache im Namen des Podcasts zum Ausdruck bringen“, erzählt der 19-jährige Wagner, der für den TSV Künzell das Tor hütet. Also fingen die Gehirnzellen an, zu rattern: Wasserträger? Nein! Junges Gemüse? Nein! Balljunge? Fast! „Und so ist aus Zufall der Name Balljünger entstanden“, ergänzt der 21 Jahre alte Hendler aus Hainzell.

Wer das Duo kennenlernen durfte, stellt folgende Dinge fest: Die gemeinsame Liebe für den Fußball und die Eintracht aus Frankfurt, der Sinn für Humor und die Neigung zum Trash-Talk (zu Deutsch: eine verbal geführte psychologische Kriegsführung). „Und darum geht es auch. Wir wollen uns nicht verstellen und den Zuhörern das Gespräch bieten, das Nils und ich privat führen, uns auch mal auf den Arm nehmen und einen Spruch drücken“, sagt der 21-jährige Verteidiger des SV Großenlüder. Aus Spaß meinten die Freunde, sie könnten das ganze „Geschwätz“ aufnehmen. Aus der Fantasie wurde schließlich Realität.

„Wir haben gedacht, wir machen den Podcast zwei Folgen und dann ist Schluss"

In der Regel teilt sich der Podcast in drei Teile auf. Zuerst sprechen Wagner und Hendler über den zurückliegenden Bundesligaspieltag. Welche Spiele waren interessant und was hat die SGE gemacht? All das wird natürlich durch die Eintracht-Brille kommentiert. Dabei geht es den beiden darum, dem Fan aus der Seele zu sprechen und nicht in taktischen Analysen zu versinken. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den neusten Geschehnissen. Welche Transfers wurden getätigt, welche Aufreger gab es oder was macht die Nationalmannschaft? Der letzte Teil ist der kreative. Die Freunde Hendler und Wagner schlüpfen zum Beispiel in die Rolle eines Managers und geben ihre Wunsch-Transfers bekannt. Das Highlight bezieht sich – wie sollte es anders sein – wieder auf die Religion. Stichwort Messias und Judas. In jeder Folge verleiht das Duo den Judas und Messias der Woche. „Eine solche Rubrik lag mit dem Namen Balljünger auf der Hand“, sagt Wagner, der eine Ausbildung als Kaufmann für Marketing und Kommunikation absolviert. In genannter Rubrik werden Persönlichkeiten beleuchtet, die besonders positiv oder negativ aufgefallen sind. Ergo: Wer war der Heilsbringer der Woche, und wer hat sich den größten Fehltritt geleistet?

Mittlerweile haben Hendler und Wagner zehn Folgen herausgebracht und müssen mit einem Schmunzeln auf die Anfänge zurückschauen. „Das hat sich wie eine Schulpräsentation angehört und war nicht witzig“, gesteht Hendler, der in Würzburg Lehramt studiert. Getreu dem Motto „Übung macht den Meister“ haben sich die Amateurfußballer von Folge zu Folge gesteigert und sind nun guter Dinge für die Zukunft. „Wir haben gedacht, wir machen den Podcast zwei Folgen und dann ist Schluss. Jetzt haben wir aber Gefallen daran gefunden“, sagt der Künzeller Wagner und schiebt eine Anekdote hinterher. „Um den Podcast online stellen zu können, müssen wir jährlich 300 Euro zahlen. Ob gut oder schlecht: Das müssen wir jetzt durchziehen.“

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