Kreisligafußball: „Hat einer was anderes vor, ist das eben so“

19. April 2024, 10:35 Uhr

Sascha Bönte hat vor zwei Jahren die SG Rönshausen übernommen und wieder in die Spur gebracht. Dem Trainer macht die Arbeit mächtig Spaß. © Ralph Kraus

Gemeinsam mit Achim Leenders hat Sascha Bönte die SG Rönshausen im Sommer 2022 in einer schwierigen Phase übernommen. Mittlerweile hat das Team um den 42-Jährigen die Kurve gekriegt und wieder in die Spur gefunden. In der A-Liga Fulda/Rhön ist sogar der Relegationsplatz noch in absoluter Reichweite.

Der TSV Weyhers hat 2024 fünf Punkte aus fünf Spielen geholt. Dadurch ist Rönshausen wieder im Rennen um den Relegationsplatz. Wie groß ist die Hoffnung?

Wenn wir unsere Nachholspiele gewinnen, dann sind wir tatsächlich noch im Rennen. Aber wir haben jetzt zwei Doppelspieltage mit vier Partien in neun Tagen. Danach kann sich alles auch schnell erledigt haben. Ich würde aber nicht von Hoffnung sprechen. Wir würden die Relegation natürlich mitnehmen, aber aus meiner Sicht wäre ein Aufstieg nicht clever.

Warum?

Weil die Mannschaft noch nicht so weit ist.

Dann beschreibe doch mal deine Mannschaft.

Die Mannschaft hat ein unglaubliches Potenzial. Wir haben bestimmt sieben Spieler, denen ich zutrauen würde, dass sie jetzt – mit einem anderen Lebensstil und einer anderen Einstellung – oder in Zukunft, weil sie einfach noch zu jung sind, in der Gruppenliga spielen können. Wir haben viele Spieler, die noch unter 22 Jahre alt sind. Das Problem ist, dass die Jungs noch eine gewisse Entwicklung brauchen. In vielen Sachen haben wir uns sehr verbessert, aber es gibt Bereiche im Spiel, in denen wir einfach noch nicht bereit wären, um nachhaltig aufzusteigen. Ein Aufstieg wäre nicht sinnvoll. Trotzdem würden wir die Chance, sollte sie denn tatsächlich noch kommen, nicht herschenken.

Du hast angesprochen, dass das Team in gewissen Bereich nicht so weit ist. Nenne ein Beispiel.

Das Spiel im letzten Angriffsdrittel oder unser Pressingspiel. Da sind wir noch ganz schlecht und müssen viel tun. Dieses Jahr haben wir am Spielaufbau gearbeitet und das merkt man ungemein. Wir müssen auch ein Stück weit ehrlich zu uns selbst sein: Die A-Liga ist für uns aktuell noch die richtige Liga. Das haben wir auch intern mit der Mannschaft besprochen. Ein Jahr A-Liga würde uns noch gut tun.

Auch, weil die Hinrunde nur mittelmäßig lief?

Aus meiner Sicht war die Hinrunde überragend. Wir haben mehr Punkte als vergangenes Jahr geholt. Vorige Saison haben wir dreimal zu Null gespielt, diesmal in der Hinrunde schon achtmal. Mittlerweile stehen wir bei zehn Partien ohne Gegentreffer. Das alles haben wir ohne Marvin Plummer geschafft, der in der Vorsaison 34 Tore erzielt hat. Diese Spielzeit hat er sich nach zehn Minuten verletzt und ist die komplette Hinrunde ausgefallen. Es hört sich jetzt komisch an, aber ohne die Verletzung von Plummer hätte die Mannschaft diese tolle Entwicklung in der Hinrunde nicht gemacht. Jetzt sind wir einen Schritt weiter und der Torjäger ist wieder dabei.

Du arbeitest mit Achim Leenders gemeinsam. Wie sieht da die Aufgabenverteilung aus?

Ich bin ja ein sehr einnehmender Typ und das Sprachrohr, Achim dagegen eher das fleißige Bienchen im Hintergrund. Mit den Rollen sind wir beide auch zufrieden.

Viele Trainer in den unteren Ligen monieren die mangelnde Trainingsbeteiligung. Wie ist das bei der SG Rönshausen ?

Das Problem haben wir auch. Bei uns ist in den letzten drei Wochen zweimal das Training ausgefallen, weil nicht genügend Leute da waren. Das ist die Ausnahme, kommt aber mal vor. Wir gehen anders damit um und akzeptieren, dass jeder ein Privatleben hat. Bei dem einen ist es die Familie und die zwei Kinder, beim anderen ein zusätzliches Hobby, beim Nächsten der Urlaub. Wenn mich einer anruft und sagt, dass er heute keine Lust hat, dann ist das okay für mich. Und wenn wir ein Spiel haben, aber einer will auf ein Konzert, dann ist das auch okay. Dann spielt ein anderer.

Wie sieht das der Verein?

Das war sogar eine Vorgabe des Vereins an uns Trainer. Wir wollten wieder mehr Verein werden, ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln. Wir legen wert darauf, dass wir Kreisligafußball spielen und keinen Profifußball. Es gibt Mannschaftsabende, Essen nach den Spielersitzungen, wir hocken zusammen und sind wieder ein Haufen geworden. Ein Beispiel: Einige Jungs haben einen Dart-Verein gegründet. Beim ersten Spiel vergangenen Samstag war der Großteil der restlichen Mannschaft dabei und hat zugeschaut. Auch die Zuschauerzahlen sind wieder hochgegangen.

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