Vor KOL-Topspiel: „Dann bauen wir allen ein Denkmal“

05. April 2024, 16:17 Uhr

Jan Küllmer (links) und Lukas Rech bilden die Sportliche Leitung bei der ambitionierten SG Sickels in der Kreisoberliga Mitte. © Ralph Kraus

Seit Oktober 2022 bilden Jan Küllmer (28) und Lukas Rech (26) die Sportliche Leitung bei der SG Sickels. Nach dem knapp verpassten Aufstieg in die Gruppenliga in der Vorsaison sind die Sickelser auf einem guten Weg, auch in diesem Jahr wieder als Zweiter die Relegation der Kreisoberliga Mitte zu erreichen.

Am Sonntag steigt der Knaller um Platz zwei bei Borussia Fulda. Wie ist Sickels aufgestellt und hätte man erwarten können, dass man nach den ersten drei Spielen bereits acht Punkte auf die Borussia gutgemacht hat?

Lukas Rech: Dass Borussia zu Beginn so Federn lässt, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber unsere Jungs haben sich dieses aus meiner Sicht vorentscheidende Spiel auch redlich verdient. In den vergangenen Monaten hat sich unsere Mannschaft noch mal enorm weiterentwickelt.

Anfangs hat der Motor gestockt, nach neun Spielen hatte Sickels nur zehn Punkte. Woran hat es gehakt? War es wirklich nur die kurze Pause nach der Relegation?

Jan Küllmer: Es war tatsächlich eine enorm intensive Relegationszeit mit dem Finale, das wir knapp verloren haben. Da waren alle bei 150 Prozent. Dann kam die sehr kurze Pause mit nur drei Wochen, dazu hatten wir anfangs Verletzungspech. Nicht vergessen darf man auch, dass wir einen kleinen Umbruch mit zwei, drei Neuzugängen hatten. Die zu integrieren, hat etwas mehr Zeit benötigt, weil auch diese Spieler Relegation gespielt haben.

Nach dem 0:3 gegen Borussia im Heimspiel kam die Wende. Seitdem hat die SG Sickels 34 von 36 Punkten geholt und zwölf Spiele am Stück nicht mehr verloren.

Jan Küllmer: Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die erst im zweiten oder dritten Seniorenjahr spielt. Jede Partie tut gut, denn man spürt förmlich, wie jeder einzelne mit jedem Spiel reifer wird. Die Jungs haben einen Riesenschritt gemacht, kommunizieren mehr.

Lukas Rech: Ich will nicht von einem Quantensprung reden, aber die Entwicklung in den vergangenen acht, neun Monaten seit der Relegation ist enorm.

Wie würdet ihr die Mannschaft charakterlich beschreiben?

Lukas Rech: Wir profitieren unheimlich von der JSG West Ring. Unser Kader umfasst 18 bis 20 Spieler für die Erste, bei der Zweiten ist es deutlich dünner. Das ist aber auch so gewollt, damit wir uns gegenseitig unterstützen. Was den Charakter angeht, ist das keine Mannschaft, sondern ein großer Freundeskreis. Das sind wirklich beste Freunde – fast wie im Bilderbuch.

SG Sickels: Topspiel in der Kreisoberliga gegen Borussia Fulda

Wie ist die Entwicklung der JSG West Ring. Wird es auf Dauer so sein, dass man jedes Jahr zwei, drei gute Spieler dazu bekommt oder droht eine Phase, in der es stocken könnte?

Lukas Rech: Die nächsten drei bis vier Jahre werden immer drei Leute rauskommen, die auf die SG Sickels laufen. Ob wir sie an uns binden können, das müssen wir sehen. Dadurch, dass wir so attraktiv sind, werden auch andere Vereine hellhörig.

Ihr sprecht es an. Sickels hat mit dem Erfolg auch ein Schaufenster eröffnet. Angebote von höherklassigen Vereinen werden kommen.

Jan Küllmer: Das geht schnell und ist uns bewusst. Wir versuchen einfach den Teamgeist mit Mannschaftsfahrten, Events, einer coolen Ausrüstung und weiteren Aktionen so zu stärken, dass sich jeder bei uns wohl fühlt. Wir haben einen Instagram-Account, wo beispielsweise jeder Spieler seinen eigenen Torjubel hat. Das sind alles kleine Dinge, mit denen wir die heutige Generation bei Laune halten. Die finden das alles super cool. Sportlich ist die Gruppenliga das Ziel, um auch die sportliche Ebene zu bieten.

Wie honorieren die Zuschauer die Entwicklung?

Jan Küllmer: Zu jedem Spiel werden es mehr Leute. Obwohl Sickels ja eigentlich ein Stadtteil von Fulda ist, sind wir trotzdem stolz darauf noch ein Dorfverein zu sein. Der Verein ist eine feste gesellschaftliche Institution geworden. Das Schöne bei uns ist, dass wir über Generationen hinweg viele helfende Hände haben, die jede Woche viel Gas geben. Langfristig kann man die Arbeit nur stemmen, wenn man viele kleine Pakete schnürt und diese verteilt.

Angel Natsev ist seit sechs Jahren in Sickels, hat seitdem über 180 Tore geschossen. Hat der Verein für den Fall des Aufstiegs ein Denkmal bestellt?

Jan Küllmer: Nicht nur sportlich, sondern auch menschlich ist Angel im Verein voll akzeptiert. Mit Levi Meusel haben wir noch eine weitere Offensiv-Granate. Aber ganz ehrlich? Sollten wir den Aufstieg in die Gruppenliga tatsächlich schaffen, dann muss man der ganzen Mannschaft ein Denkmal bauen.